Der „Weserberglandweg“ beginnt in Hann. Münden, wo Fulda und Werra sich zur Weser vereinen. Er endet in Porta Westfalica, wo das Weserbergland in die norddeutsche Tiefebene übergeht. Leider reichte unsere Zeit nur für die Südhälfte des Wanderweges, wir beendeten unsere Tour in Bodenwerder. Offiziell 114 km – bei uns aufgrund unserer üblichen Abstecher 145 km – in 7 Tagen: Übernachtungen im Zelt, Gepäcktransport im Pilgerwagen.

Die Südhälfte des Weserberglandweges bietet Mittelgebirgswandern vom Feinsten: Überwiegend Wälder, aber auch offene Feld- und Wiesenlandschaften. Kammwege mit Fernsicht, kurze Abschnitte an der Weser. Orte und Kleinstädte mit historischen Gebäuden. Viel Fachwerk, Kirchen sowie einige Burgen und Klöster. Profilierte Wege mit manchmal durchaus fordernden An- und Abstiegen. In unserem folgenden Bericht bieten wir einen Überblick über unsere Erlebnisse auf dem Weg und in den durchwanderten Orten. Er besteht aus zwei Teilen:

  • Teil 1 informiert über den Weg und die dort lebenden Menschen, zu Übernachtungsmöglichkeiten und zur Eignung des Weges für Wanderanhänger. Dieser Teil endet mit einem Fazit.
  • Teil 2 enthält unser „Wandertagebuch“, das wir unterwegs führten und in sozialen Netzwerken veröffentlichten.

TEIL 1: INFORMATIONEN


Die Tour in Zahlen und Fakten

Tage: 7 | Personen: 2 | Distanz: 145 km | Höhenmeter: 3.100 m Anstieg, 3.100 m Abstieg * | Pilgerwagen-Gewicht: 24 – 30 kg | Übernachtungen: Zelt

* Im Internet fanden wir unterschiedlichste Angaben zu den Höhenmetern, unsere Werte weichen deutlich davon ab. Wir ermitteln diese mit einem GPS-Gerät mit barometrischem Höhenmesser. Ohne den Anspruch zu erheben, dass unsere Werte zutreffender sind, veröffentlichen wir diese, damit unsere Touren miteinander vergleichbar sind.

Der Weg

Der Weserberglandweg wurde ab 2009 erschlossen und immer weiter hinsichtlich einer naturnahen Wegeführung optimiert. 2012 wurde er als „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ zertifiziert, seit 2015 ist er einer der „Top Trails of Germany“. Er führt durch die Mittelgebirge des Weserberglandes, insbesondere durch den Reinhardswald, den Solling und das Wesergebirge. Zudem führt er durch Orte und Kleinstädte, die mit teilweise historischer Bausubstanz zur Zeitreise einladen. Im Detail:

Das Highlight ist sicher die abwechslungsreiche Mittelgebirgslandschaft. Viel Wald, Felder- und Wiesen, Kammwege, Fernsichten, die man von diversen Aussichtstürmen (vermutlich) noch besser genießen kann (wenn man sich traut). Unser Tipp: Genieße insbesondere den Weg auf Holzstegen durch das Mecklenbruch Hochmoor sowie den Abschnitt, der durch das Naturschutzgebiet Hellental führt.

Tierhaltung ist ein ambivalentes Thema. Wenn du in dieser Hinsicht kein „Hardliner“ bist, besuche den Tierpark Sababurg und den Wildpark Neuhaus. Das Hutewald-Projekt im Solling ist Teil des Weges, mit etwas Glück wirst du hier Exmoorponys oder Heckrindern bei ihrer Tätigkeit als „Landschaftspfleger“ begegnen, ohne dass dich ein Zaun von den Tieren trennt.

Am Wegeverlauf liegen mehrere Orte mit hoher Bedeutung im Mittelalter. Dazu zählen z. B. der Wallfahrtsort Gottsbüren, Helmarshausen mit seinem ehemaligen Benediktinerkloster und der Krunkenburg, Nienover mit Burg, Schloss und Stadtwüstung sowie Kloster Amelungsborn mit seiner ehemaligen Zisterzienser Abtei. Auch wenn diese historischen Highlights unterschiedliche Erhaltungszustände haben (von Ruine bis aktiv genutzt) und unterschiedlich zugänglich sind, sollte man sie sich nicht entgehen lassen. Unser Tipp: Plane eine Übernachtung im Kloster Amelungsborn ein. Du kannst in der Pilgerherberge übernachten oder auf dem Gelände zelten. Wenn Spiritualität ein Thema für dich ist, nimm an den gemeinschaftlichen Stundengebeten teil.

Nimm dir auch Zeit für die weiteren Orte, die du durchwanderst. Wir legen dir insbesondere Hann. Münden mit seiner Altstadt, Bad Karlshafen mit seinem Barockhafen und Bodenwerder, den Geburtsort des Lügenbarons von Münchhausen, ans Herz. Hier solltest du einige Stunden einplanen. Andere Orte entfalten ihren Charme beim Durchwandern und einer kurzen Rast. Als Beispiel mag hier Schönhagen dienen, das dich mit Streuobst-Alleen empfängt und verabschiedet, im Ortskern viel Fachwerk bietet. Unser Tipp: Gönn dir hier einige Leckereien der örtlichen Bäckerei, die noch handwerkliche Backkunst bietet. Genieße die Köstlichkeiten am kleinen Bach, der in unmittelbarer Nähe fließt. Habe einen Blick für die liebevoll gepflegten Blumen in der dort verlaufenden Mauer.

Die Menschen

Wie auf allen bisherigen Touren, sind uns auch am Weserberglandweg viele Menschen sehr freundlich, offen und interessiert begegnet: Mit Pilgerwagen sind wir als Fernwanderer erkennbar, was Interesse weckt, Kontaktaufnahmen provoziert, nicht selten bekommen wir ungefragt Hilfe angeboten.

Erstmals hatten wir aber auch viele Begegnungen, deren Grundstimmung wir als distanziert erlebten. Nicht unfreundlich, aber doch eher herb als freundlich oder gar herzlich. Wir können nicht wirklich einschätzen, ob wir hier die regionale Mentalität kennengelernt und somit eine bereichernde Erfahrung mit der menschlichen Vielfalt gemacht haben oder ob es sich um eine zufällige Häufung handelt. Für Letzteres spricht, dass wir private Kontakte zu Menschen, aus der Region haben, die wir aber offen und freundlich wahrnehmen. Zudem haben wir mehrfach am Sollinglauf in Dassel teilgenommen, die Menschen dort sogar als ungewöhnlich offen, freundlich und hilfsbereit erlebt.

Übernachtungen

Die Campingplatzdichte am Südteil des Weserberglandweges ist gut: Wir haben vier der sechs Nächte auf Campingplätzen verbracht. Eine fünfte Übernachtung auf einem Campingplatz wäre möglich gewesen, wir entschieden uns aber für eine Zeltübernachtung im Kloster Amelungsborn. Somit mussten wir uns lediglich einmal um die Erlaubnis zur Zeltübernachtung auf Privatgrund bemühen, was aber problemlos gelang.

Alle Campingplätze waren gut besucht, aber – trotz Reisezeit im August – nicht überfüllt. Die von uns vorgenommenen Reservierungen wären nicht nötig gewesen: Wir hätten mit unserem Trekkingzelt stets problemlos noch einen Platz bekommen. Alle Plätze boten saubere Sanitäranlagen und eine gute Infrastruktur – mal einfacher, mal komfortabler. Wie so oft, schwanken die Preise von Platz zu Platz deutlich, waren insgesamt etwas günstiger als in anderen Regionen Deutschlands.

Solltest du Nächte in geschlossenen Räumen verbringen wollen, bietet die Region ebenfalls Angebote. Zu Auswahl, Auslastung und Preisen können wir keine Einschätzung bieten. Einen Überblick über das Angebot findest du unter www.weserbergland-tourismus.de. Hier würden wir dann aber doch eine Reservierung empfehlen.

Eignung für eine Wanderung mit Pilgerwagen

Bisher haben wir bei unseren Pilgerwagentouren gezielt auf gut ausgebaute Wege mit überschaubaren Höhenmetern geachtet. Der Weserberglandweg war somit unser erster Pilgerwagenausflug in ein Mittelgebirge und auf einen Premium-Wanderweg, der sich durch naturnahe Wegeführung auszeichnet. Entsprechend unsicher waren wir, wie gut wir mit unserem Anhänger zurecht kommen.

Zum Glück verteilen sich die 3.100 Höhenmeter des Südteils sehr gut auf die 145 Wanderkilometer: Oft wechseln sich An- und Abstiege angenehm ab. Einige langgezogene Anstiege gibt es auch, diese sind aber nicht allzu steil und – bei Bedarf mit kurzen Pausen – gut zu meistern. Nur sehr wenige kurze, besonders steile und trailige Anstiege stellten uns vor echte Herausforderungen, die wir aber ebenfalls als gut machbar erlebten. Wir wollen nicht verschweigen: Die Höhenmeter mit Pilgerwagen kosten Zeit, Ausdauer und Kraft, eine entsprechende körperliche Fitness sollte man mitbringen und auch die Tagesdistanzen kürzer planen als im Flachland.

Tipps für Höhenmeter mit Pilgerwagen: Bei An- und Abstiegen merkt man jedes Gramm Ausrüstung doppelt, wir haben deshalb diesmal besonders sparsam gepackt. Bei sehr steilen Anstiegen kann es sinnvoll sein, etwas Gepäckgewicht aus dem Anhänger in den Rucksack zu verlagern. Da wir zu zweit unterwegs sind, haben wir einerseits mehr Gewicht im Anhänger, andererseits kann die zweite Person an extrem steilen Stellen auch mal schiebend unterstützen. Für die Abstiege ist ein Anhänger mit Bremsen sehr empfehlenswert.

Von den Höhenmetern abgesehen hätte die naturnahe Wegeführung für Herausforderungen sorgen können: Oft geht es nicht über Asphalt oder breite Schotterwege, sondern über schmale Pfade. Doch die Pfade waren durchgängig gut mit Anhänger zu bewältigen. Felsstufen oder Ähnliches mussten wir nicht überwinden, auch Viehgatter und Stufen hatten wir nur sehr wenige. In dieser Hinsicht war der Premiumweg problemloser als manch frühere Flachlandtour.

Den Südteil des Weserberglandweges würden wir eher nicht für unerfahrene Pilgerwagennutzer empfehlen. Wenn du aber schon Erfahrung mit Pilgerwagentouren hast, etwas Kondition und Kraft mitbringst, findest du hier die perfekte Herausforderung, ohne Überforderung befürchten zu müssen.

Fazit

Der Südteil des Weserberglandweges bietet ein abwechslungsreiches Wandererlebnis. Unsere Highlights:

  • Das Landschaftserlebnis: Der Weg führt durch Flußtäler, Wälder, Felder, Wiesen, Moore, Streuobstwiesen und andere Landschaften. Beeindruckend sind Fernsichten, die man insbesondere auf den Kammwegen genießen kann.
  • Die Wegeführung: Naturnah, oft über schmale Wald und Wiesenpfade. Vor allem mit Pilgerwagen sportlich fordernd, aber nicht überfordernd, sind die An- und Abstiege.
  • Tiere: Neben den Wildtieren, von der Libelle über Hasen bis zum Reh, haben wir auch die Besuche im Tierpark Sababurg und im Wildpark Neuhaus sehr genossen.
  • Kleinstädte und Dörfer: Uns haben die Ortsdurchquerungen mit viel Fachwerk, etwas Barock und einer guten Portion Mittelalter viel Freude bereitet.
  • Sonstige Sehenswürdigkeiten: Alte Burgen, Schlösser, Klöster, aber auch diverse Aussichtstürme sorgen für Abwechslung.
  • Die Infrastruktur: Fast täglich bieten sich Möglichkeiten zu Einkauf und Einkehr. Die mitzuführenden Vorräte kannst du gering halten. Die hohe Campingplatzdichte erlaubt fast täglich Übernachtungen. An Etappenorten ohne Campingplatz bekamen wir problemlos die Erlaubnis, unser Zelt aufzustellen.

Wir können eine mehrtätige Wanderung auf dem Weserberglandweg sehr empfehlen.

TEIL 2: WANDERTAGEBUCH


Tag 1 – Anreise nach Hann. Münden, weiter nach Hemeln (23 km, 400 HM+-)

4:30 Uhr aufstehen, 6:20 Uhr an der Haltestelle. Sich wundern, warum der Bus nicht kommt. Langsam begreifen, dass eine seit Wochen bestehende Straßensperrung dazu führt, dass die Haltestelle nicht angefahren wird. Die angestrebte Bahnverbindung verpassen. Unsere Tour startet holprig🥴

Später als geplant erreichen wir den Startort unserer Wanderung: Hann. Münden. Wir nehmen uns Zeit für einen Bummel durch die historische Altstadt. Entdecken viel Fachwerk, alte Türme, Weserrenessaince, das Welfenschloss, die alte Werrabrücke, die in den Flüssen liegenden Inseln und Spuren von Dr. Eisenbart. Wir flanieren über die Weserpromenade. Es gibt Kuchen🍰. Am Weserstein küssen sich Werra und Fulda, vereinigen sich zur Weser. Wir fühlen uns inspiriert, küssen uns, verzichten aber auf die Vereinigung😉

Wir steigen zur Tilly-Schanze auf, genießen die Aussicht. Auf und ab führt uns die Etappe, die ungewohnten Höhenmeter fordern uns. Sind überwiegend auf Waldwegen unterwegs, einige Wiesenhänge und der Blick ins Wesertal sorgen für Abwechselung. Wir heben den Pilgerwagen über einige Bäume, die den letzten Sturm nicht überlebten.

Mit einer strömungsgetriebenen Gierseilfähre überqueren wir die Weser.Zufrieden erreichen wir unseren Zielort Hemeln, schnell steht unser Zelt, wir stürzen uns ins Getümmel. Denn in Hemeln ist Dorffest: Livemusik, Feuerwerk, Wasserspiele, Kirmes und mehr. Wir sind voll im Urlaubsmodus. Kaum vorstellbar, dass wir gestern noch arbeiten, heute morgen noch Zuhause waren🤩

Tag 2 – Von Hemeln nach Sababurg (21 km, 470 HM+, 320 HM-)

Wir sind gestern nach dem Feuerwerk im Zelt verschwunden, haben uns beim Bier zurückgehalten. Entsprechend munter starten wir in den Tag. Aber Hemeln ist verkatert😉 Die wenigen Menschen, die wir sehen, sind blass, lächeln gequält bis seelig, je nach Restalkohol. Auf der Weserfähre wird abgewogen, ob ein Konterbier Sinn macht.

Wir steigen zum Weserberglandweg auf, bestaunen im Vorbeigehen eine ehemalige Eisenhütte. Wieder bietet der Weg ein welliges Profil. Teilweise bewältigen wir kilometerlange, aber sanfte Anstiege. Die Herausforderungen für Pilgerwagenpiloten bestehen heute aus zwei felsigen Bachquerungen sowie zwei kurzen, aber sehr steilen und offroadigen Anstiegen. Diese bewältige ich nur mit schiebender Unterstützung der Pilgerwagennomadin. Unterwegs fällt Immer wieder der Satz „Was für ein schöner Ort!“.👀

Wir erreichen und besichtigen die Sababurg. Dass wird dort einen edlen Prinzen und eine wunderschöne Prinzessin sehen, ist nicht unserer Erschöpfung geschuldet: Es wird ein Schauspiel aufgeführt. Ein Schild verspricht „gratis Prinzen-Audienz“, die Pilgerwagennomadin ist interessiert. Ich stelle Esel und Alpakas in Aussicht, wir gehen weiter. Den schmachtenden Abschiedsblick meiner Pilgerwagennomadin in Richtung des Prinzen ignoriere ich😉

Wir erreichen den Tierpark Sababurg. Dieser besteht aus einem Kinderzoo mit Tierkontaktbereichen und einem Bereich mit riesigen Freigehegen. Auch einige Tiere ernten schmachtende Blicke meiner Pilgerwagennomadin, diese irritieren mich dann doch😉 Tierparkbesuche sind für uns immer eine Mischung aus ethischen Bedenken und der Anerkennung des bildenden Wertes. Wir als Laien haben das Gefühl, einen guten Tierpark zu besuchen. Dies gilt auch für das gastronomische Angebot, das wir zum Tagesausklang genießen. Ein Konterbier brauchen wir nicht, ein Frischgezapftes zum Essen gönnen wir uns trotzdem🍺

Tag 3 – Von Sababurg nach Bad Karlshafen (22 km, 400 HM+, 560 HM-)

Wir übernachten mit Erlaubnis auf Privatgrund und haben ein beeindruckendes Erlebnis: Ohne Mond, Laterne und Lichtsmog erleben wir absolute Dunkelheit. Wir sehen im allerwahrsten Sinne des Wortes schwarz😉 Dafür sind unsere anderen Sinne geschärft: Intensivst erleben wir die tierische Geräuschkulisse, stellen aber auch olfaktorisch fest, dass wir bereits seit 2 Tagen wandern😉

Früh am Morgen erreichen wir den alten Wallfahrt- und Orgelbauerort Gottsbüren. Hier bestaunen wir erst Fachwerk, dann die wuchtige Wallfahrtskirche. Dort wird die Orgel gestimmt, was mal lustig, mal bedrohlich klingt🥴

Am Ortsrand entdecken wir einen gemütlichen Frühstücksplatz. Ziehen dennoch weiter als wir lesen, dass es sich um einen ehemaligen Hinrichtungsort handelt😬. Rasten wenig später, bemerken erst beim weitergehen, dass wir vor Hünengräbern frühstückten😵

Der Weserberglandweg stellt uns vor die Wahl: Auf naturbelassenen, schwer zu gehenden Pfaden durch das Lumbachtal oder die leichte Alternativroute. Wir probieren den Pfad, der uns vor immer größere Herausforderungen stellt. Bald gibt es mit Pilgerwagen kein Durchkommen mehr, wir entscheiden uns spontan für Umkehr und Alternativroute😉

Auch sonst verlangt uns der Weg eine Menge ab: Viele Singletrails, Wald- und Wiesenpfade sorgen für Abwechslung und Anstrengung. Dennoch gönnen wir uns den Abstecher nach Helmarshausen. Besichtigen auch dort viel Fachwerk und die Reste des Klosters. Den Aufstieg zur Ruine der Krunkenburg lassen wir ebensowenig aus wie die 122 Stufen des alten Burgfrieds🥵

Unseren Zielort Bad Karlshafen erleben wir als „weiße Stadt“, die Abwechslung in unsere Fachwerkerlebnisse bringt. Wir flanieren an der Weserpromenade und am Barockhafen, kehren ein. Der Tag kostete Kraft, früh erliegen wir dem Ruf unseres Zelts, das direkt am Weserufer steht😴

Tag 4 – Von Bad Karlshafen nach Schönhagen (16 km, 450 HM+, 290 HM-)

Wir verlassen das schöne Bad Karlshafen. Der Wandertag beginnt mit einer Entscheidung, wieder probieren wir die anspruchsvollere Route. Mit einer Mischung aus Teamwork und vielen kurzen Pausen bewältigen wir steile Pfade🥵 Nach nur 2 Km gönnen wir uns eine Rast auf einer hölzernen Liege. Die bezwungenen Höhenmeter genießen wir nun als Aussicht👀

Sechs genüssliche Wanderkilometer und eine Pause später durchstreifen wir einen Hutewald. Hier werden – wie früher – Tiere im Wald gehalten, heute vor allem zur Landschaftspflege. Dabei setzt man auf robuste Arten, die den ursprünglichen Rassen nahekommen. Wir haben Glück und treffen mitten im Wald auf eine kleine Herde Exmoor-Ponys. Diese stehen direkt am Wanderweg, beobachten uns ebenso aufmerksam wie wir sie. Beide Seiten erkennen, dass keine Gefahr droht und verzichten auf Flucht😉

Wenig später entdecken wir den künstlich angelegten Carolinenteich. Wir machen es uns auf einer Bank im Schatten gemütlich. Beobachten riesige Libellen, eine Entenfamilie und große Karpfen, die gemächlich durchs Wasser gleiten, dabei ihre Rückenflossen zeigen. Die Pilgerwagennomadin summt das Theme von „Der weiße Hai“😉

Wir passieren Schloss Nienover, sind beeindruckt. Wir vergessen aber ein Foto zu machen, weil wir eine Wippe entdecken und äähhh.. wippen🤪

Weiter geht es nach Schönhagen. Der Ort trägt seinen Namen zurecht, empfängt und verabschiedet Wanderer zudem mit einer Streuobstallee. Wir tanken Vitamine, lassen uns dennoch nicht davon abhalten, den örtlichen Bäcker um Kuchen zu erleichtern🍰

Wir erreichen unseren Campingplatz, zu dem auch ein Badesee gehört. Ich kühle mich ab, gleite auf dem Rücken wie ein Karpfen gefühlt elegant durchs Wasser. Meine Bauchflosse erscheint, vom Rand des Sees ertönt erneut die Melodie vom weißen Hai😉

Tag 5 – Von Schönhagen nach Silberborn (18 km, 420 HM+, 240 HM-)

Wir schlafen eine Stunde länger als geplant, deshalb gibt es nur einen schnellen Kaffee am Kiosk des Campings. Wir wollen uns sputen, haben wir doch ein Rendezvous mit Vögeln😉

Entsprechend motiviert wandern wir zügig die ersten 7 Km, auch einen Steilanstieg erklimmen wir (fast😉) ohne Pause. So schaffen wir es pünktlich zur Greifvögel-Flugschau in den Wildpark Neuhaus. Dieses tolle Erlebnis wird für die Pilgerwagennomadin dadurch gekrönt, dass sie einen Sagerfalken auf dem Handschuh halten darf. Anschließend bummeln wir einige Kilometer durch den Wildpark, entdecken Wildschweine, Mufflons, Damwild, Waschbären und weitere Wildtiere.

Aufkommende Erschöpfung begegnen wir erfolgreich mit Kuchen🍰 Mit diesem Energie-Upgrade schaffen wir den kurzen Abstecher zum Schloss Neuhaus👀 Wenig später erreichen wir den 33 Meter hohen Hochsollingturm. Mutig erklimmt die Pilgerwagennomadin das Holzgerüst, ich selbst äääähhhh… bleibe lieber unten🥴🤢

Bald erreichen wir Silberborn, bauen unser Zelt auf. In einer wirklich urigen Dorfkneipe essen wir und lassen den Abend ausklingen. Der Rückweg zum Camping führt über die „Straße der Lieder“. Alle 30 Meter stehen Tafeln mit Liedtexten. Wir fühlen uns inspiriert, nehmen aber Rücksicht auf die Anwohner😉

Tag 6 – Von Silberborn über Stadtoldendorf zum Kloster Amelungsborn (29 km, 460 HM+, 650 HM-)

Der Tag beginnt mit einem Schnack mit einem anderen Wanderer. Es ist auf dem Weserberglandweg unsere erste Begegnung mit einem Zeltwanderer. Wir tauschen Erfahrungen und Inspirationen für künftige Touren aus🤩

Da wir heute viele KM wandern, schlagen wir ein – für uns😉 – hohes Tempo an. Das Landschaftsbild wandelt sich. Zunächst geht es durch das Mecklenbruch Hochmoor. Auf Holzstegen gleiten wir durch einen Farbrausch aus dunklen Grün-, Braun- und Rot-Tönen. Blühende Erika-Flächen sorgen für lila Sprenkel. Dann öffnet sich die Landschaft zum Hellental. Hier wandern wir auf halber Hanghöhe durch ein wunderschönes Tal, das die Helle in die Landschaft geschnitten hat. Die Hänge sind von Magerwiesen in einem hellen Grün gefärbt. Unzählige Blüten sorgen für gelbe Sprenkel. Robuste Rinderrassen werden hier in extensiver Weidewirtschaft zur Landschaftspflege gehalten. Als wir einen Trupp der tierischen Landschaftspfleger im Schatten pausierend treffen, bedanken wir uns wortreich für die gute Arbeit. Man nimmt unseren Dank gelassen wiederkäuend entgegen😉

In Heinade pausieren wir im Schatten der Kirche. In 3 Stunden haben wir flotte 13 KM, unzählige Fotos und noch mehr schöne Eindrücke gesammelt. Nun geht es bergauf mit uns, wir schwitzen auf einem langen, schattenarmen Anstieg. Plötzlich Lärm von rechts, ein Reh prescht den Hang hinab, direkt auf uns zu. Erst im letzten Moment, schlägt es einen Haken. „Oje, rechts vor links!“, merkt meine Pilgerwagennomadin trocken an😉 Endlich erreichen wir einen bewaldeten, höhehaltenden Hangweg. Immer wieder öffnet sich das Blätterdach für Talsichten. Schließlich folgen unsere Füße unseren Blicken, wir steigen ab nach Stadtoldendorf. Kurzer Stadtbummel, schneller Einkauf, ein frühes Abendessen. Weiter geht es.

Wir erreichen Kloster Amelungsborn, hier dürfen wir auf dem Klostergelände zelten, direkt am Klostergarten. Meine Pilgerwagennomadin nimmt an Vesper und Komplete teil. Auch ich erliege dem Charme der Menschen, der Gebäude und des wirklich besonderen Ortes. Alle meine Systeme fahren in den Ruhe-Modus, meine Spiritualität findet eigene Wege.

Tag 7 – Vom Kloster Amelungsborn zum Zielort Bodenwerder, dann nach Hause (18 km, 460 HM+, 580 HM-)

Die Pilgerwagennomadin lässt sich im Kloster Amelungsborn auch die Morgenandacht nicht entgehen. Zufällig nimmt ein Wanderpilger teil, der im „richtigen“ Leben Chorleiter und mit einer tollen Stimme gesegnet ist. Sein wundervoller Tenor füllt die Klosterkirche, beschert der Pilgerwagennomadin Gänsehaut😇

Heiß ist es auch heute wieder. Unsere Etappe beginnt mit einem langen, steilen Anstieg. Als wir den Ebersnackenturm erreichen, gönne ich mir Frühstück statt Turmaussicht. Weiter geht es über einen Kammweg, der zu beiden Seiten immer wieder tolle Fernsicht bietet. Hitze und knackige Anstiege kosten Körner🥵 Am Bodoturm überwinde ich meine Höhenangst und wage mich auf die erste Plattform… von unten… von insgesamt sieben…😉

Seit dem ersten Tag fahren wir unsinnigerweise eine Dose Bier spazieren. Diese ist der Hitze nicht mehr gewachsen und platzt. Ein halber Liter Bier durchnässt unsere Ausrüstung, wir duften wie ein Biertransport🤐 Eher mitleidig als wütend blickt die Pilgerwagennomadin auf die Dose und flüstert „Besser du als wir…“🙃

Weiter geht es in Richtung Tagesziel. Plötzlich stehen wir vor einer riesigen Kanone! Eine älterer Herr, augenscheinlich verarmter Adel, bietet uns an, uns mit seiner Kanone bis zu unserem Tagesziel zu schießen. Angesichts der Hitze nehmen wir dankend an. Auf drei Kanonenkugeln, eine für den Pilgerwagen, rasen wir durch die Luft. Leider endet der Flug schon einige Kilometer zu früh – in einem Biergarten an der Weser🍺

So erfrischt, wandern wir das letzte Stück nach Bodenwerder, dem Geburtsort des Lügenbarons von Münchhausen. Wir bummeln durch die nette Altstadt. Zur Feier des Tages gönnen wir uns ein Stück Torte.

Denn in Bodenwerder endet zwar nicht der Weserberglandweg, aber – wie geplant – unsere Reise. Nach nur 7 Tagen, gefühlt viel zu früh, aber wir brauchen dringend eine Pause🙂 Die fehlenden Etappen holen wir sicher nach.