Der Radweg Alte Salzstraße führt über 115 km von Lüneburg über Lübeck nach Travemünde. Über weite Strecken folgt er dem Elbe-Seitenkanal und dem Elbe-Lübeck-Kanal, durchquert dabei das Herzogtum Lauenburg. Die Alte Salzstraße habe ich nicht mit dem Rad, sondern laufend – im Sinne von joggend – bewältigt. Mein Gepäck in einem Laufanhänger transportiert, so weit möglich im Zelt übernachtet. Da ich mir zudem Abstecher in die Städte Geesthacht, Lauenburg, Mölln, Ratzeburg und Lüneburg gönnte, absolvierte ich insgesamt 200 km in 6 Tagen: „Sight-Running“ vom Feinsten!
Attraktive Altstädte an Start und Ziel, dazwischen 200 km langweiliges, plattes Land? Mitnichten! Ich genoß eine fantastische Lauftour mit wundervollen Naturerlebnissen, mit der Besichtigung schöner Städte und Städtchen sowie mit angenehmen zwischenmenschlichen Begegnungen. Wasser spielte auf meiner Tour eine besondere Rolle. In Form des Elbe-Seitenkanals, des Elbe-Lübeck-Kanals, der Elbe, der Trave, vieler Seen und letztlich der Ostsee.
Ich kann die Tour auf der Alten Salzstraße sowie die Abstecher in die genannten Städte uneingeschränkt empfehlen. Egal ob mit dem Rad, wandernd oder laufend. Gern gebe ich meine Eindrücke in dem folgenden Bericht weiter. Er besteht aus zwei Teilen:
- Teil 1 bietet Informationen zum Weg und zu den Menschen, zu Übernachtungsmöglichkeiten und zur Eignung des Weges für Laufanhänger. Dieser Teil endet mit einem Fazit.
- Teil 2 enthält mein „Lauftagebuch“, das ich unterwegs führte und in sozialen Netzwerken veröffentlichte.
TEIL 1: INFORMATIONEN
Die Tour in Zahlen und Fakten
Tage: 6 | Personen: 1 | Distanz: 200 km | Höhenmeter: 1.150 m Anstieg, 1.050 m Abstieg * | Pilgerwagen-Gewicht: 25 – 28 kg | Übernachtungen: 4 x Zelt, 1 x Hotel
* Im Internet fand ich unterschiedlichste Angaben zu den Höhenmetern, meine Werte weichen deutlich davon ab. Ich ermittel diese mit einem GPS-Gerät mit barometrischem Höhenmesser. Ohne den Anspruch zu erheben, dass meine Werte zutreffender sind, veröffentliche ist diese, damit meine Touren miteinander vergleichbar sind.
Der Weg
Die Salzstraße war ein Handelsweg, über den im Mittelalter Salz in Holzkarren von Lüneburg nach Lübeck transportiert wurde. Von dort wurde es über die Ostsee verschifft. Salz war damals nicht nur Gewürz, sondern auch Konservierungsmittel, insbesondere für Heringe. Gewinnung und aufwändiger Transport machten Salz kostbar und Lüneburg zu einer reichen Stadt.
Diesem historischen Hintergrund folgt der Radweg Alte Salzstraße. Zwar existieren die historischen Pfade teilweise noch bis heute, erlauben aber kein angenehmes Radfahren. Deshalb wurde der Radweg Alte Salzstraße überwiegend entlang der Wasserstraßen Elbe-Seitenkanal und Elbe-Lübeck-Kanal angelegt. An den Kanälen kann man nicht nur entspannt radeln, sondern auch bequem mit Pilgerwagen laufen oder wandern. Und ganz nebenbei die Kanal-Landschaft sowie Sport- und Binnenschiffe beobachten.
Der Radweg Alte Salzstraße hat zwar ein eigenes Logo, das man auch gelegentlich auf Schildern am Wegesrand findet. Eine durchgehende Ausschilderung mit dem Logo existiert aber nicht. Dies ist nicht schlimm, kann man doch über weite Teile des Weges einfach den Kanälen folgen. Die Wege vom Lüneburger Bahnhof zum Elbe-Seitenkanal, vom Elbe-Seitenkanal zum Elbe-Lübeck-Kanal und von Lübeck nach Travemünde findet man problemlos anhand der Ausschilderung des normalen Radwegenetzes und mit einem ergänzenden Blick auf eine Karte. Wer exakt der vorgeschlagenen Route folgen will, sollte diese vorab aus dem Internet herunterladen
Ich habe die Originalroute um Abstecher nach Geesthacht, Mölln und Ratzeburg sowie um Besichtigungstouren durch alle Städte entlang meiner Route erweitert. Ich kann diese Erweiterung der Tour uneingeschränkt empfehlen.
Die Menschen
Bodenständig, ehrlich, zuverlässig, so sieht das Klischee die Norddeutschen. Aber auch stur, verschlossen und etwas ruppig. Bestätigen meine Tourerlebnisse diese Vorurteile? Nur teilweise, denn meine Erfahrungen waren durchweg positiv. Die meisten Menschen begegneten mir freundlich, offen und interessiert, von Verschlossenheit keine Spur. Die Gespräche verlaufen vielleicht etwas besonnener, ruhiger und wortkarger als in anderen Regionen, aber immer mit einem Lächeln. Ich fand das sehr angenehm.
Auf meinen Touren erfahre ich eine enorme Hilfsbereitschaft, dies war auch entlang der Alten Salzstraße so. Tendenziell unterschied sich diese Hilfsbereitschaft aber von meinen Erfahrungen in anderen Regionen: Wo ich sonst im wahrsten Sinne des Wortes „ausgesprochene“ Hilfsangebote erhalte („Brauchst du etwas?“ – „Du kannst gerne in unserem Garten zelten!“), war es diesmal so, dass man mich anschaute, meine Bedürfnisse erahnte, agierte und dann fragte, ob das so passt.
Beispiel: Auf Campingplätzen wurde ich nicht gefragt, welche Art Platz ich möchte. Vielmehr schaute man auf mich, auf meinen Anhänger, überlegte kurz und begleitete mich zu einem Stellplatz. Dort angekommen zählte man die Vorteile auf, die dieser Stellplatz für die bei mir vermuteten Bedürfnisse bietet. Dann fragte man, ob das ok sei. Ich war erstaunt, wie treffsicher die Menschen dabei waren, für mich blieb nicht mehr zu tun, als „Perfekt, vielen Dank!“ zu sagen. Eine ungewöhnliche, aber sehr angenehme Erfahrung.
Übernachtungen
Entlang der alten Salzstraße sowie in der Nähe der Städte Geesthacht, Lauenburg, Mölln und Ratzeburg gibt es zahlreiche Campingplätze. In Lübeck habe ich mich für eine Hotelübernachtung entschieden: Zum einen um mehr Zeit für die Besichtigung der Altstadt zu haben, zum anderen weil die Campingplätze in Lübeck keine Plätze für Zelter anbieten. Dort sind nur noch Wohnmobile und Wohnwagen willkommen.
Ich habe mich auf allen genutzten Campingplätzen sehr wohl gefühlt: Alle Plätze lagen am Wasser, entweder am Kanal, an der Elbe und/ oder an einem See. Von Betreiber oder Platzwart wurde ich ausgesprochen freundlich und hilfsbereit empfangen, die Preise waren günstig. Die Infrastruktur war teils sehr modern, teils etwas veraltet, aber stets sauber. Die Atmosphäre auf den Plätzen war freundlich, offen und ruhig. Wie inzwischen fast überall, gilt: Eine Anfrage, besser noch Reservierung vorab ist sinnvoll, in der Hauptsaison erforderlich. Dies gilt auch, wenn du mit einem kleinen Zelt unterwegs bist.
Falls du gerne zeltest, aber Campingplätze nicht magst: Weite Teile der Tour führen durch ländliche Regionen mit kleinen Dörfern. Du findest problemlos Privatgrundstücke, auf denen du für eine Nacht ein Zelt aufstellen darfst. Als erfahrener Zeltwanderer wirst du wissen, wo du nach solchen Plätzen suchen und wen du wie um Erlaubnis fragen musst.
Solltest du Nächte in geschlossenen Räumen verbringen wollen, findest du in der Region Hotels, Pensionen, Gasthöfe und Ferienwohnungen. Zudem liegen mehrere Jugendherbergen direkt am Weg. Auch hier gilt: Um sicher eine Unterkunft zu bekommen, reserviere vorab.
Eignung für eine Wanderung mit Pilgerwagen
Die Alte Salzstraße ist als Radweg auch mit Pilgerwagen sehr gut zu bewältigen. Über weite Strecken führt die Route über die Service- bzw. Radwege am Elbe-Seitenkanal bzw. Elbe-Lübeck-Kanal. Auf wenigen kurzen Abschnitten lief ich am Rand wenig befahrener Straßen. Asphalt und befestigte Wege sind die typischen Untergründe und erlauben auch mit Anhänger ein zügiges Vorankommen. Die Alte Salzstraße ist somit hervorragend für Touren mit dem Pilgerwagen geeignet.
Ich bin mehrfach von der Originalroute abgewichen, um die Städte Geesthacht, Mölln und Ratzeburg zu besichtigen. Diese Abstecher habe ich vorab mit einem der einschlägigen Routenplaner geplant, dabei die Tourenart „Wandern“ gewählt. Hier wäre die Tourenart „Rad“ sinnvoller gewesen, denn die Wanderwege in der Region können überraschend „trailig“ sein: Schmale Single-Trails, teilweise zugewachsen oder in Hanglage.
Fazit
Die Alte Salzstraße zählt nicht zu den prominentesten Radwegen des Landes, sie ist aber ausgesprochen attraktiv und hat mehr Aufmerksamkeit verdient. Wer die Originalroute um Abstecher erweitert und sich sieben Tage Zeit nimmt, kann jeden Tag eine attraktive Stadt besichtigen: Lüneburg, Geesthacht, Lauenburg, Mölln, Ratzeburg, Lübeck und Travemünde. Die Tagesdistanzen liegen dann zwischen 25 und 40 km, was für Radfahrer etwas kurz sein mag, für Läufer und fitte Wanderer aber gut machbar ist.
Für Läufer und Wanderer ist es sicher ungewohnt, sich auf Radwegen und somit über längere Strecken geradeaus fortzubewegen. Der Elbe-Seitenkanal und der Elbe-Lübeckkanal bieten aber durchaus Abwechselung. Ich empfehle meine Tour gerne zum Nachlaufen oder Nachwandern weiter! Falls du aus der Region kommst und nicht übernachten möchtest: Es gibt eine Bahnverbindung zwischen Lübeck und Lüneburg mit Halt in Ratzeburg, Mölln und Lauenburg. Du kannst die Route also auch in mehreren Tagestouren bewältigen und jeweils mit der Bahn zum Startort zurückkehren.
TEIL 2: WANDERTAGEBUCH
Tag 1: Von Lüneburg nach Geesthacht (44 km)
Endlich wieder unterwegs❣ Nach nur zwei Zugstunden bin ich in Lüneburg. Eine sehenswerte Stadt, die ich schon oft besucht habe. Heute habe ich keine Besichtigung eingeplant. Mit einem bedauernden Blick Richtung Altstadt falle ich in einen leichten Trab.
Ein Wechsel aus gemütlichem Laufen und dem Genuss von Sehenswürdigkeiten beginnt: Kloster Lüne. Elbe-Seitenkanal. Binnenschiffe. Schiffshebewerk Scharnebeck. Blicke vom Kanaldeich über die Elbmarsch. Herrlich👀
Innerhalb weniger hundert Meter überquere ich erst die Elbe, dann die Grenze zu Schleswig-Holstein und schließlich den Elbe-Lübeck-Kanal. So viele Überquerungen machen hungrig, in einem Café mit Blick auf die Elbe gönne ich mir ein Stück Schokotorte🍰😉
Die Gassen von Lauenburg versprühen historischen Charme vom Feinsten. Ich freue mich, hier morgen Sightseeing eingeplant zu haben. Heute aber folge ich der Elbe gen Westen und erlebe eine Überraschung: Erwartet hatte ich einen geschotterten Radweg, statt dessen geht es trailig zu. Teils grobes Kopfsteinpflaster, teils Wiesenpfade, teils schmale Pfade an einem Steilhang. Zeitweise kann ich langsam laufen, zeitweise nur vorsichtig wandern.
Deutlich später und erschöpfter als gedacht erreiche ich den Campingplatz Hohes Elbufer. Schnell steht mein Zelt. Ich lasse meinen Anhänger am Platz, entscheide, den Rest des Tages zu wandern.
Vorbei am Kernkraftwerk Krümmel und dem Pumpspeicherkraftwerk Geesthacht geht es gen Westen. In Geesthacht erkunde ich die Promenade am Yachthafen. Ich bummle durch die sonntäglich ruhige Fußgängerzone. Nach einem leckeren indischen Essen fahre ich mit dem Bus zurück zum Campingplatz.
Tag 2: Von Geesthacht über Lauenburg nach Witzeeze (33 km)
Ausschlafen, duschen, in aller Ruhe packen. Erst um 10 Uhr trabe ich los🙂 Für den Rückweg nach Lauenburg wähle ich einen Weg weiter oben am „Hohen Elbufer“: 2 km länger, einige zusätzliche Höhenmeter, dafür besser laufbar und ich kann von oben auf die Elbe schauen👀
In Lauenburg genieße ich bummelnd die Elbpromenade und die historische Altstadt. An vielen Häusern laden Schilder zur Zeitreise, informieren über Haus und Bewohner. Spannend! Erst mittags hole ich in einem kleinen Café das Frühstück nach. Da ich mich nicht zwischen Apfel- und Mohnkuchen entscheiden kann, nehme ich beide🍰 Lecker😇! Für eine Weile reißt sogar die Wolkendecke auf, Lauenburgs touristische Gäste strahlen mit der Sonne um die Wette🌞
Lauenburg ist in Hanglage gebaut. Weiter auf beiden Seiten von historischen Häusern begleitet, erklimme ich den oberen Teil der Stadt. Hier warten das Schloss und der Fürstengarten auf mich.
Es wird Zeit weiterzuziehen, meine Route soll mich entlang des Elbe-Lübeck-Kanals führen. Soll… Mehrfach versuche ich an den Kanal zu gelangen, doch der Weg ist wegen Bauarbeiten gesperrt. Nach dem dritten Versuch, einem zusätzlichen „Verläufer“ und mit 7 Extra-Kilometern in den Beinen erreiche ich endlich den Kanal. Es ist wunderschön, hier zu Laufen und nach einem Zwischentief steigt meine Laune ebenso wie meine Lauflust😀🏃♂️
Am Campingplatz Forellensee schlage ich mein Zelt auf und gönne mir eine Dusche. Da die Gastronomie geschlossen hat, zaubere ich mir eine Mahlzeit auf dem Gaskocher. Gästen hätte ich diese nicht guten Gewissens angeboten, aber nach den Anstrengungen des Tages schmeckt mir diese Abendmahlzeit bestens. Sterne-Küche eben🌠🌌🌛
Tag 3: Von Witzeeze über Mölln nach Lankau (34 km)
Der längste See Deutschlands? So sieht er wenigstens aus, der Elbe-Lübeck-Kanal, der mir heute Gesellschaft leistet. Nur wenige Meter breit, aber scheinbar endlos lang😉 Eingefasst von einem niedrigen Deich, Bäumen, oft sogar Schilfgürteln. Diese Schönheit teile ich mit einigen Sportboot-Kapitänen, die in gemütlicher Fahrt unterwegs sind oder in einem der Seitenarme festgemacht haben.
Auf dem guten Radweg komme ich in flottem Laufschritt gut voran. Trotz Nieselregens entsteht das Gefühl, ewig so weiterlaufen zu wollen. Als ich den Stadtrand von Mölln erreiche, bedaure ich kurz, dass dieses Laufvergnügen nun endet. Dann wächst die Neugier, die Stadt zu erkunden.
Ich durchstreife den schönen Kurpark, bewundere den See und die alten Häuser rund um den Marktplatz. Auch dem jungen und dem alten Till Eugenspiegel mache ich meine Aufwartung. An der Einkaufsstraße kehre ich ein, schließlich hatte ich heute noch keinen Kuchen🍰😉
Frisch gestärkt verlasse ich Mölln. Die Lauflust stellt sich erneut ein, trabe ich doch nun über schöne Waldwege. Am Campingplatz am Lankau-See halte ich einen angenehmen Schnack mit der Inhaberin. Mein Zeltquartier beziehe ich im Regen. Eine heiße Dusche, trockene Kleidung, dann starte ich wieder ein Experiment mit Lebensmitteln und meinem Gaskocher😉 Regenbedingt im Spülraum des Campings, in dem ich es so gemütlich finde, dass ich hier auch gleich esse🙂
Tag 4: Von Lankau über Ratzeburg nach Buchholz (22 km)
Früh stehe ich auf, trockne meine regennasse Ausrüstung so gut es geht. Eine heiße Dusche, dann starte ich. Der Weg nach Ratzeburg ist trailig. Sanft profiliert führt er mich durch Felder, durch Wälder und zuletzt an einem See entlang.
Über einen Deich erreiche ich die Inselstadt Ratzeburg. Ich besichtige St. Petri, dann ist Frühstückszeit. Da ich nicht immer nur Kuchen frühstücken kann, esse ich eine Laugenbrezel – und bestelle dann Kuchen🍰😉 Wie so oft weckt mein Anhänger Interesse, ich nehme mir Zeit für einen Schnack😀
Ich bummle weiter durch Ratzeburg. Besichtige den imposanten Dom. Aus Backsteinen gebaut, bietet er im Inneren ein ungewöhnliches Ambiente. Auch die Gewölbegänge und der Innenhof beeindrucken mich. Ich gestehe: Ich bin kein Inselfan. Fühle mich dort unfrei, eingeengt. Aber die Inselstadt gefällt mir, von fast überall sieht man den See👀 Und zu Fuß verlassen kann man sie auch😉
Am See entlang laufe ich weiter. Leicht hügelig geht es über Waldwege, durch das Laub blitzt der See. Segler gleiten über das Wasser, einige schweben einen halben Meter über dem Wasser. „Hydrofoils“ heben sie aus dem Wasser. Tolles Hobby, kommt auf die Liste der Dinge, die ich tun will, wenn ich fürs Laufen zu alt bin😉
Am frühen Nachmittag erreiche ich den Campingplatz. Die Sonne scheint, ich trockne meine Sachen und chille am See. Neben einigen Kanus sitzend, werde ich mehrfach gefragt, ob ich diese verleihe. Mein „Nö, die verschenke ich! Die Segelboote auch!“ erzeugt mal Heiterkeit, mal Irritationen😁 Ehe es Probleme gibt, weil mich jemand ernst nimmt, kehre ich in den Gasthof ein. Gaskocher-Experimente bleiben mir heute erspart🙂 Ein weiterer schöner Tag, den ich gerne mit meiner Pilgerwagennomadin geteilt hätte❤
Tag 5: Von Buchholz nach Lübeck (40 km)
„Nur 18 km bis Lübeck steht auf dem Schild! Du bist schnell in Lübeck, bekommst Kuchen und kannst die Stadt besichtigen!“ – Mein innerer Schweinehund legt sich ins Zeug, meine Antwort passt ihm nicht: „Ich will nach Berkenthin, dort auf die alte Salzstraße, also am Elbe-Lübeck-Kanal entlang!“ – „Das sind 10 km mehr!😬“ – „Na und?😀“ – „Spinner!😖“ – „Klappe!🤫“. Der Schweinehund schmollt, ich trabe los😁
Ohne feste Route laufe ich Richtung Berkenthin. Taufeuchte Wiesenpfade durchnässen meine Schuhe. Wald beginnt, ich wähle einen Pfad, der immer undurchdringlicher wird. Bald stehe ich in Shorts bis zu den Oberschenkeln in Brennnesseln, muss umdrehen. In mir kichert jemand schadenfroh.
Nach 9 km erreiche ich Berkenthin, bewundere die Kirche und die Kanalbrücke. „Schön hier“, brummt eine Stimme in mir, ich lächle zustimmend. Der Weg am Kanal ist bestens, ich habe Rückenwind und Lübeck zieht mich magisch an. Der Pilgerwagenexpress „rast“ mit einer Pace zwischen 6:30 und 7:00/ KM.
Durch das Holstentor gehe ich in die Altstadt. Ich bekomme eine vage Ahnung davon, wie sich früher Reisende gefühlt haben, wenn sie nach vielen beschwerlichen Tagen den Schutz einer Stadt erreichten. Ein Gänsehautmoment😊
Mangels stadtnaher Zeltmöglichkeit nehme ich ein Hotel. Frisch geduscht und in halbwegs stadtfeiner Kleidung besichtige ich die Stadt. Lübeck ist ein riesiges Museum! Rund 11 km wandere ich staunend durch die Altstadt, habe dennoch nur einen Bruchteil entdeckt. Gebäude in unterschiedlichsten Stilen, liebevoll gepflegte Höfe, schmale Gänge. Lübeck hat mich im Sturm erobert, ein zeitnaher erneuter Besuch mit meiner Pilgerwagennomadin steht fest🥰 Ganz nebenbei ist Lübeck ein Paradies für Vegetarier/ Veganer. Ganze 4 Mal esse ich herzhaft, verzichte dafür sogar auf Kuchen😉
Tag 6: Von Lübeck nach Travemünde (26 km)
Hotelzimmer statt Zelt, Bett statt Isomatte😇 Dennoch läuft heute nicht nur der Pilgerwagennomade, sondern auch die Nase🤧 Ein Regentropfen der letzten Tage ist mir nicht gut bekommen😉 Kein Fieber, keine Halsschmerzen: Ein reduziertes Tagespensum sollte gehen🙂
22 KM sind es bis Travemünde. Ich trabe sehr langsam, lege viele Gehpausen ein. Durch Gewerbegebiete verlasse ich Lübeck, folge Bahngleisen, an denen ein IKEA einen eigenen Bahnhof hat😅. Ich laufe durch Felder, Wälder und kleine Orte, passiere Seen. 46.000 KM Wallhecken, sogenannte „Knicks“, gibt es in Norddeutschland. Einige davon laufe ich heute ab🙂
Ich passiere ein Großsteingrab. Gedanken an die eigene Vergänglichkeit tauchen auf. „Männergrippe!“ spottet die Pilgerwagennomadin in meinem Kopf😉
Dann wird es maritim! Ich erreiche das Ziel meiner Reise: Travemünde. Alte Gebäude erfreuen mich, in der Kirche nehme ich mir Zeit für Besinnung. Auch wenn diese Tour nicht lang war, die Ankunft macht immer etwas mit mir.
Es wird turbulent: Reges Treiben auf der Promenade, davor Yachten unterschiedlichster Größe. Ein dicker Pott läuft ein. Jenseits der Trave sehe ich den Priwall und die Viermastbark Passat. Vor mir breiter Sandstrand. Kurzerhand erkläre ich die Nordermole zum „offiziellen“ Tourende. Ich schlage am Leuchtzeichen an und genieße, die Mole regenbedingt für mich alleine zu haben🙂
Eigentlich wollte ich noch zur Brodtener Steilküste laufen und eine Runde auf dem Priwall drehen. Beides streiche ich, als ich mir zum 100sten Mal die Nase schnäutze: Raus aus den Lauf- und rein in wärmere Klamotten. Mit der Personenfähre auf den Priwall, gemütlich über die Promenade gebummelt, mit der Autofähre zurück. Kurz im Hafen nach dem Rechten sehen. Dort einkehren. Genießen😊😇
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