ᵂᴱᴿᴮᵁᴺᴳ Die zweite längere Wanderung des Jahres sollte uns über die nördliche Hälfte der Romantischen Straße führen. Unser Plan: In 14 Tagen rund 350 km von Würzburg bis Donauwörth. Übernachtungen im Zelt, Gepäcktransport im Pilgerwagen.

Wenn wir im Vorfeld über unsere Reisepläne sprachen, erfuhren wir viel Zuspruch. Viele Gesprächspartner hatten die attraktiven Städte mit historischem Stadtkern an der ältesten deutschen Ferienstraße bereits besucht. Danach kam stets die Frage, ob eine vielbefahrene Straße für eine Wanderung geeignet sei. Dass es auch einen Weitwanderweg mit dem Namen Romantische Straße gibt, ist wenig bekannt. Dies ist schade, die Romantische Straße ist ein toller Wanderweg, gespickt mit Sehenswürdigkeiten und herausragender Infrastruktur. Du hattest die Romantische Straße ebenfalls nicht als Wanderweg auf dem Schirm? Dann kann unser Bericht dies ändern. Er besteht aus zwei Teilen:

  • Teil 1: Zunächst bieten wir Informationen zum Weg und zu den Menschen, zu Übernachtungsmöglichkeiten und zur Eignung des Weges für Wanderanhänger. Dieser Teil endet mit einem Fazit.
  • Teil 2: Dann folgt unser „Wandertagebuch“, das wir unterwegs führten und in sozialen Netzwerken veröffentlichten.

TEIL 1: INFORMATIONEN


Die Tour in Zahlen und Fakten

Tage: 14 | Personen: 2 | Distanz: 352 km | Höhenmeter: 7.000 m Anstieg, 6.700 m Abstieg * | Pilgerwagen-Gewicht: 27 – 32 kg | Übernachtungen: Zelt

* Im Internet fanden wir unterschiedlichste Angaben zu den Höhenmetern, unsere Werte liegen deutlich darüber. Wir ermitteln diese mit einem GPS-Gerät mit barometrischem Höhenmesser. Ohne den Anspruch zu erheben, dass unsere Werte zutreffender sind, veröffentlichen wir diese, damit unsere Touren miteinander vergleichbar sind.

Die Touristik-Arbeitsgemeinschaft Romantische Straße unterstützte unsere Wanderung mit Rat und Tat. Auch wenn dies keinen Einfluss auf den Inhalt meines Berichts hatte, kennzeichne ich diesen als ᵂᴱᴿᴮᵁᴺᴳ.

Der Weg

Die Romantische Straße wurde 1950 als erste deutsche Ferienstraße gegründet, um Deutschland nach dem Krieg als Urlaubsland attraktiv zu machen. Diese Idee erwies sich als erfolgreich, bis heute bereisen auch viele internationale Touristen die Region. Die Romantische Straße prägt somit das Bild, dass sich insbesondere Asiaten und Amerikaner von Deutschland bilden. Auch wenn dieses Bild nur einen Ausschnitt der deutschen Realität darstellt, ist es doch ausgesprochen attraktiv: Es zeigt mittelalterlich geprägte Stadtkerne, Burgen, Schlösser und Klöster. Es zeigt eine abwechselungsreiche, sanft geschwungene Landschaft mit Wiesen, Feldern, Wäldern, Streuobstwiesen und Weinbergen. Es zeigt deftige und süße Speisen, leckere Weine und frische Biere.

In den 70 Jahren seit der Gründung wurde der Verlauf der Romantischen Straße behutsam optimiert. Heute führt sie von Würzburg über Wertheim, Bad Mergentheim, Rothenburg ob der Tauber, Dinkelsbühl, Nördlingen, Donauwörth, Augsburg und Landsberg am Lech bis nach Füssen. Seit 2006 gibt es einen Weitwanderweg Romantische Straße. Dieser verbindet die Städte und Sehenswürdigkeiten, verläuft über schöne Wege durch die Natur und hält dort Abstand zur Ferienstraße.

Den nördlichen Teil dieses Weitwanderweges, von Würzburg bis Donauwörth, nahmen wir unter die Füße. Aus den rund 280 Wanderkilometern, die offiziell zwischen diesen Städten liegen, zauberten wir mit unseren Abstechern gut 350 km. Dabei vermittelt der Weitwanderweg das oben beschriebene Bild noch intensiver, als es die eigentliche Ferienstraße vermag. Denn abgesehen von den touristischen Hotspots und gelegentlichen Überschneidungen mit dem Radweg Romantische Straße, teilten wir uns den Weitwanderweg nur mit wenigen Mitwanderern. Und das, obwohl wir in der Hauptsaison unterwegs waren. Der ständige Wechsel zwischen ruhiger, abwechselungsreicher Natur, attraktiven Sehenswürdigkeiten und genussvoller Einkehr, verschaffte uns eine hohe Erlebnisdichte.

Die Menschen

Die Menschen der Region haben wir als freundlich, kommunikativ und hilfsbereit erlebt. Wenn du mit großem Rucksack oder Wanderanhänger unterwegs bist, wirst du oft auf deine Reise angesprochen. Spätestens wenn du den ersten Schritt machst, ist dies der Anfang für einen intensiven Austausch. Sprich über deine Reise, zeige dich interessiert am Gegenüber. Du wirst merken, dass viele Einheimische für eigene Themen brennen und ihr Wissen gern mit dir teilen: Die Haltung von Rindern oder Hühnern, Wein- oder Gartenbau, spezielle Landmaschinen, alte Schlachten, Gebäude und Adelsfamilien, regionale Köstlichkeiten und ähnliche Themen zählen nicht zu unseren Spezialgebieten. Wir empfanden es als bereichernd, diese leidenschaftlich vorgetragene Einblicke zu bekommen.

Benötigst du Hilfe, wirst du sie bekommen! Wann immer wir nach dem Weg, nach einer Möglichkeit unsere Powerbanks zu laden oder ähnlicher Unterstützung fragten, erhielten wir die gewünschte Hilfe. Garniert mit einem freundlichen Lächeln. Für uns überraschend, machten wir diese positive Erfahrung auch in den touristisch stärker frequentierten Städten.

Übernachtungen

Die Platzdichte entlang der Romantischen Straße erlaubte es uns, 7 von 13 Nächten auf einem Campingplatz zu zelten. Alle von uns besuchten Campings boten attraktive Stellplätze, saubere Sanitäranlagen sowie eine gute Infrastruktur zu fairen Preisen. In den verbleibenden 6 Nächten fanden wir unkompliziert schöne Stellplätze für unser Zelt. Als erfahrener Zeltwanderer wirst du wissen, wo du nach solchen Plätzen suchen und wen du wie um Erlaubnis fragen musst.

Solltest du Nächte in geschlossenen Räumen verbringen wollen, bietet die Romantische Straße ein umfassendes Angebot an Hotels, Pensionen, Gasthöfen und Ferienwohnungen. Einen Überblick über das Angebot findest du unter www.romantischestrasse.de. Achtung: Das Angebot ist groß, die Nachfrage aber auch! Um sicher eine Unterkunft zu bekommen, reserviere vorab.

Eignung für eine Wanderung mit Pilgerwagen

Mit Wanderanhänger wünschst du dir andere Wege als bei einer Rucksacktour: Statt fordernder Single-Trails mit steilen An- und Abstiegen, wirst du gut ausgebaute, sanft profilierte Wanderwege bevorzugen. Wir kennen bisher keinen Weitwanderweg, der diese Anforderungen besser bedient als die Romantische Straße!

Egal ob durch Wiesen, Felder, Wälder, Streuobstwiesen oder Weinberge: Der Wanderweg führt überwiegend über breite und gut befestigte Wege. Verglichen mit Premium-Wanderwegen, ist der Asphalt-Anteil hoch, der Anteil schmaler Trails gering. An- und Abstiege sind sanft bis mittelstark geschwungen. Auf den gesamten 350 km gab es lediglich zwei kurze Abschnitte, die mit Anhänger nicht gut zu gehen waren: Der Anstieg zum Käppele in Würzburg über einige hundert Treppenstufen sowie der Abstieg von der Burg Niederhaus bei Hürnheim. Beide Abschnitte lassen sich problemlos umgehen. Der Weitwanderweg Romantische Straße ist somit perfekt für Pilgerwagen-Einsteiger geeignet. Aufgrund des profilierten Geländes sollte der Anhänger über Bremsen verfügen.

Fazit

Unsere Reise auf dem Weitwanderweg Romantische Straße zählt zu den schönsten Wandererfahrungen, die wir bisher sammeln durften! Wir empfehlen ihn gerne. Du warst bisher überwiegend auf zertifizierten Premium-Wanderwegen unterwegs? Dann solltest du Erwartungshaltung und Reiseplanung an folgende Besonderheiten der Romantischen Straße ausrichten:

  • Wir kennen keinen Premium-Wanderweg, der eine ähnliche Dichte an Sehenswürdigkeiten bietet. Überlege dir vorher, wie viel Zeit du in Stadtbummel, Besichtigungen und ähnliche Aktivitäten investieren möchtest. Richte deine Tagesetappen danach aus. Plane dabei großzügig: Wir haben dies getan, sind dennoch oft mit dem Gefühl weitergezogen, gern länger verweilen zu wollen.
  • Das Angebot an Einkaufsmöglichkeiten und Gastronomie ist sehr gut. An den meisten Tagen boten sich mehrfach Möglichkeiten zu Einkauf und Einkehr. Plane Zeit für den Genuß der süßen, deftigen oder flüssigen Spezialitäten der Region ein. Die mitzuführenden Vorräte kannst du gering halten.
  • Im Vergleich zu Premium-Wanderwegen ist die Romantische Straße recht zivilisationsnah. Der Weg führt dich durch abwechselungsreiche Landschaften, aber auch durch sehenswerte Kleinstädte und Dörfer. Schmale und technisch fordernde Trails sind selten. Meistens wanderten wir über breite, befestigte Wege, der Asphalt-Anteil ist hoch. Richte deine Erwartungshaltung entsprechend aus. Für Wanderer mit Pilgerwagen ist diese Wegeführung perfekt, gerade auch für Anfänger.
  • Der Weg ist bestens ausgeschildert und erreicht auch in dieser Hinsicht das Niveau der Premium-Wanderwege. Wie immer gilt: Nimm dennoch Karten oder technische Navigationshilfen mit.
  • Nimm dir Zeit für die Menschen der Region! Sei bereit, von deiner Reise zu erzählen. Sei offen für die Themen, die deine Gesprächspartner mitbringen. Wir haben dies als sehr bereichernd erlebt.

Mit diesen Besonderheiten im Blick, wirst du deine Reise auf der Romantischen Straße genauso genießen, wie wir es getan haben. Wir freuen uns schon, unsere Wanderung im nächsten Jahr auf dem Südteil der Romantischen Straße fortzusetzen.

TEIL 2: WANDERTAGEBUCH


Tag 1 – Von Würzburg bis Helmstadt (31 km)

Juhuuu, wir sind wieder auf Tour! Wer um 4:00 Uhr in Niedersachsen aufsteht🥱, kann um 8:30 Uhr die Wanderung in Bayern beginnen😁 Unser Startort Würzburg ist eine Reise wert! Wir waren schon häufiger hier und nahmen uns Zeit für die Sehenswürdigkeiten😎. Heute gönnten wir uns nur ein kurzes Sightseeing, passierten Residenz, Dom, Neumünster, Rathaus, Marienkapelle, alte Mainbrücke und Festung Marienberg. Der anschließende Anstieg zum Käppele führte über hunderte Stufen, mit Pilgerwagen eine ziemliche Herausforderung. Und für die anderen Besucher eine zusätzliche Sehenswürdigkeit, die uns so manchen flotten Spruch einbrachte😉 Doch die Käppele ist diese Mühe wert👀.

Nach diesem städtischen Auftakt ging es für den Rest des Tages in die Natur. Bei über 30 Grad waren wir froh, dass uns der Weg überwiegend durch Wälder führte. Die kurzen Abschnitte mit voller Sonne waren hart🌞. Am Ziel in Helmstadt reichte unsere Kraft nur noch für eine schnelle Mahlzeit, dann verschwanden wir früh ins Zelt😴

Tag 2 – Von Helmstadt bis Wertheim (30 km)

Der Tag begann mit einem Schrecken: Unser Zelt war am Kopfende eingesunken, Diagnose: Alugestänge gebrochen. ☹ Nach nur 3 Wanderkilometern erfuhren wir dann Trail-Magie: Ein Trail-Engel in Gestalt eines Handwerkers, konnte auf Anfrage erste Hilfe leisten und den gebrochenen Abschnitt sauber entfernen😇. Wir haben das Gestänge dann geschient und hoffen, mit dieser Notlösung das Wochenende zu überstehen. Drückt uns die Daumen!

Die Wanderung war heute durch Sonne und Hitze geprägt🌞. Im Gegensatz zu gestern ging es aber seltener durch Wälder. Der fehlende Schatten setzte uns arg zu🥵. Als wir die wunderschöne Stadt Wertheim erreichten, waren die Prioritäten klar: Erst Einkehr, dann Stadtbummel. Um viele Eindrücke reicher, stiegen wir zur Burg auf und setzten unsere Wanderung bis zum Campingplatz fort. Hier kehrten wir, frisch geduscht, erneut ein🍻 und wurden von einem netten Mitarbeiter der Wertheimer Zeitung interviewt.

Tag 3 – Von Wertheim bis Großholz (18 km)

Heute haben wir es ruhig angehen lassen und sind erst um 10 Uhr los gewandert. Bald erreichten wir das Kloster Bronnbach, das wir ausgiebig besichtigten👀. Die Führung hat sich sehr gelohnt, wenn ihr in der Nähe seid, solltet ihr das Kloster unbedingt besuchen.

Nach einem Stück Torte🍰 als Mittagessen, zogen wir weiter nach Gamburg und besichtigten die dortige Burg. Diese befindet sich in Privatbesitz, der Burgherr führte uns durch Räume und Garten. Uns beeindruckte sehr, dass sich jemand einer solch großen, kostspieligen und arbeitsintensiven Aufgabe annimmt, um ein Stück Geschichte für die Nachwelt zu erhalten. Auch hier gilt: Wenn ihr in der Nähe seid, unterstützt den Burgherren durch eure Teilnahme an der Führung und einem Besuch im Burgcafe. Erneut mit Kuchen🍰 gestärkt, nahmen wir die letzten Kilometer zum Schlafplatz in Angriff. Tagesfazit: Weniger Kilometer, mehr Kultur, eine schöne Abwechslung🙂

Tag 4 – Von Großholz bis Lauda-Beckstein (23 km)

Felder, Wälder, Streuobstwiesen und Weinberge: So abwechselungsreich war heute unsere Route. Eine erste längere Rast gönnten wir uns bei einem Stadtbummel im sehenswerten Tauberbischofsheim. Wir genossen die Sehenswürdigkeiten ebenso wie unser Kuchenfrühstück und einen Eis-Nachtisch. Wir zogen weiter nach Lauda und schwächelten auch dort weder beim Stadtbummel noch bei der Einkehr. Zum Zielort Lauda-Beckstein waren es nur noch wenige Kilometer, die hatten aber üppige Höhenmeter. Genauso üppig und lecker fiel dann unsere letzte Einkehr aus: Im Gasthof „Zur alten Kelter“ gab es frische Pfifferlinge, eiskalte Schorle aus lokalen Weinen und eine ebenso freundliche wie humorvolle Kellnerin🙂

Trail-Magie: Wilde Pflaumenbäume mit reifen Früchten am Wegesrand. Zeckenzähler: Bisher nur eine Zecke.

Tag 5 – Von Lauda-Beckstein bis Bad Mergentheim (20 km)

Der Tag begann mit einer Überraschung: Kurz nach unserem Aufbruch hielt im Örtchen Sachsenflur ein Auto. Der Fahrer erzählte fröhlich, dass er uns auf Facebook folgt und uns dort auch schon mit einem Tipp versorgt hat. Wir freuen uns sehr, dass aus einem virtuellen ein realer Kontakt wurde. Wenig später kamen wir an einem Wanderbriefkasten vorbei. Das ist eine Art Gipfelbuch – nur ohne Gipfel😉 Wir lasen die Einträge anderer Wanderer und ergänzten einige eigene Zeilen✍

Weiter ging es nach Bad Mergentheim. Dort erkundeten wir die schöne Altstadt, das Deutschordenschloss und den Schlosspark. Wer uns schon länger folgt, der ahnt: Das ausgiebige Sightseeing wurde mehrfach gastronomisch unterbrochen😉🍌🍰🍨🍷🍺

Uns fiel auf, dass Menschen heute besonders bereitwillig den coronabedingt empfohlenen Mindestabstand zu uns einhielten. Schnell erkannten wir den Zusammenhang mit den fehlenden Dusch-/ Waschmöglichkeiten der letzten beiden Schlafplätze😉 Frühzeitig zogen wir deshalb zum Campingplatz und nahmen uns Zeit für Körper- und Textilhygiene🛀

Tag 6 – Von Bad Mergentheim bis Laudenbach (20 km)

Ein wunderschöner Tag mit einem herausfordernden Ende: Wir passierten zunächst den Wildpark Bad Mergentheim, wanderten dann durch die Weinberge von Markelsheim. Weiter ging es nach Weikersheim. Hier genossen wir vor allem das Schloss mit dem imposanten Rittersaal und einem wunderschönen Barockgarten. Den Schlossbesuch bereiteten wir durch jeweils eine Einkehr auf dem schönen Marktplatz sowohl vor als auch nach😉🍨🍰🍷🍻. Bitte glaubt ob unserer vielen Einkehren nicht, wir seien überdurchschnittlich verfressen und durstig!😉 Wir zollen mit der gepflegten Nahrungsmittelaufnahme lediglich der immer noch großen Hitze Tribut😉 Und sofern das Wetter schlechter werden sollte, fällt uns ob der leckeren regionalen Küche sicher eine andere Ausrede ein😁

Dann zogen wir weiter zu unserem Zielort Laudenbach. Auch hier hatten wir einen Stadtbummel sowie die Besichtigung der etwas außerhalb gelegenen Bergkirche geplant. Doch unser schon in der ersten Nacht nur notdürftig repariertes Zelt machte uns einen Strich durch die Rechnung. Eine erneute Reparatur des Gestänges wurde erforderlich. Nur mit viel Geduld, mit der Hilfe einiger Mitcamper sowie mit einigen Kaltgetränken brachten wir unser Zelt erneut zum Stehen. Für die geplanten Besichtigungen fehlte danach die Zeit, die Einkehr ließen wir uns aber selbstverständlich nicht nehmen🍷🍻🥗🍲 Bitte drückt die Daumen, dass unser Restzelt die nächsten Tage durchhält🙂

Tag 7 – Von Laudenbach bis Münster (26 km)

Ein etwas anderer Tag: Während die letzten Tage sehr sonnig und heiss waren, regnete es heute. Während wir zuletzt viel Sightseeing gemacht haben, stand heute das Wandern im Vordergrund. Nicht nur die Natur, sondern auch wir wussten den Regen und die Abkühlung zu schätzen. Unverändert blieb nur unsere häufige Einkehr😉🍻🍰

Um vom Camping auf die Romantische Straße zurück zu kehren, wählten wir heute einen schmalen Pfad auf der Karte. In der Realität existierte dieser nicht, wir kämpften uns durchs Unterholz. Nach diesem Abenteuer wussten wir die gewohnt gut ausgebauten und ausgeschilderten Wanderwege umso mehr zu schätzen. Weiter ging es durch Wälder, Weinberge und Streuobstwiesen. Immer wieder durchquerten wir schöne Orte wie Tauberrettersheim, Röttingen und Creglingen. Für Kurzweil sorgte die Begegnung mit einer Ziegenherde, schaut euch unbedingt die Fotos an🐐😉 Ebenfalls unterhaltsam war unser Gespräch mit einem Landwirt, der sich nicht nur nach unserem Pilgerwagen erkundigte, sondern bei dieser Gelegenheit auch die Vorteile seines Fahrzeuges, einem Fendt Geräteträger, erläuterte. Spannend! Am Zielort Münster hielten wir abermals üppige Einkehr.

Tag 8 – Von Münster bis Rothenburg ob der Tauber (24 km)

Um möglichst viel Zeit für Rothenburg zu haben, starteten wir unsere Wanderung früh und ohne Frühstück. Als wir nach 6 km im Ort Finsterlohr eine kleine Bäckerei fanden, die noch im echten Handwerk produziert, gab es kein Halten mehr: Wir verließen die Bäckerei mit 4 (vier!) prall gefüllten Tüten feinsten Backwerks. 50 Meter weiter im Dorfladen gab es den passenden Kaffee dazu. Was für ein Frühstück!

Wenig später passierten wir die Reste eines keltischen „Oppidums“, einer grossen befestigten Wohn-/ Wehranlage. Weiter ging es entlang der Tauber. Mal in Hanglage, mal durch die Dörfer im Tal, sammelten wir fleißig Höhenmeter. Kurz vor Rothenburg bezogen wir am frühen Nachmittag auf einem Camping Quartier. So vom Gepäck befreit, machten wir uns auf den Weg in die herrliche Altstadt.

Auf dem Weg dorthin pausierten wir im Biergarten Unter den Linden (danke für den Tipp, Uwe). Da die eingangs erwähnten 4 Tüten inzwischen geleert waren, gab es frischen Kuchen zum Bier🙂🍰🍻

Wie beschreibt man Rothenburg? Stell dir ein Grossfeuerwerk vor. Ein Spektakel aus Farben und Formen. Du weißt nicht, wo du zuerst hinschauen sollst. Genau so fühlt sich ein Bummel durch Rothenburg an! Wo du auch hinschaust, ein Reigen aus historischer Baukunst. Mal durch schiere Größe beeindruckend, mal durch liebevolle oder humorvolle Details. Falls du noch nicht hier warst, setze es auf deine To-Do-Liste! Plane mehr als nur einen Tag ein🙂

Breaking News: Trail-Engel rettet Pilgerwagennomade! 😇😀 Ein Trail-Engel namens Uwe, der ansonsten anonym bleiben will, las von unserem defekten Zeltgestänge. Er besorgte Reparaturhülsen in unterschiedlichen Durchmessern und Längen. Er übergab uns diese während unseres Stadtbummels in Rothenburg. Die Erstattung seiner Auslagen lehnte er ab. Versorgte uns stattdessen mit selbst angebauten Tomaten und Tipps für die weitere Tagesgestaltung. Ihr könnt euch vorstellen, wie sehr wir uns über diese Hilfsbereitschaft freuen😃🤩😍 Vielen Dank, Uwe! Wir wünschen dir, dass du in ähnlichen Situationen ähnliche Hilfsbereitschaft erfährst🙂

Tag 9 – Von Rothenburg ob der Tauber bis Schillingsfürst (22 km)

Da uns unser Weg noch einmal durch Rothenburg führte, ließen wir es uns nicht nehmen, noch einige Gassen zu erkunden. Du ahnst es schon, natürlich gab es auch ein Kuchenfrühstück🙂🥨🥐🍰

Weiter ging es durch Felder und Wälder sowie schmucke Ortschaften wie Gebsattel und Faulenberg. Als wir einen Biohof passierten, lud uns der Landwirt ein, seine Tiere zu besichtigen. Teilweise handelte es sich um seltene, alte Rassen. Er berichtete ein wenig aus seinem Alltag mit den Tieren und den Problemen der Nutztierhaltung. Besonders rührend: Ein wenige Tage altes Kalb, dass seine Mutter verloren hat und nun liebevoll mit der Flasche aufgezogen wird.🐂🐃🐄🐮

Weiter ging es nach Schloss Schillingsfürst: Hier genossen wir nicht nur die Schlossbesichtigung, sondern auch eine Greifvogelschau🦅 Beides gefiel uns super, obwohl ein Geier besonderes Interesse an mir zeigte und mir im Vorbeiflug zweimal seine Schwingen ins Gesicht schlug😉 Am Schloss fanden wir erneut Zeit für eine Einkehr mit toller Aussicht von der Frankenhöhe auf Schillingsfürst.

Tag 10 – Von Schillingsfürst bis Dinkelsbühl (32 km)

Tag der Begegnungen: Heute berichten wir nicht über die vielen Sehenswürdigkeiten, sondern geben euch einen Einblick in die zwischenmenschlichen Begegnungen, die wir im Laufe eines Tages erleben. Als wir am späten Morgen Bortenberg passierten, war im dortigen Gasthof gerade Frühschoppen angesagt. Wir bestellten kurzerhand zwei Bier und kamen schnell ins Gespräch mit anderen Gästen.

Wenig später erreichten wir Hinterbreitenthann. Hier sprach uns Renate an und erzählte, dass Sie unsere Wanderung auf Facebook verfolgt. Wir freuten uns riesig, dass aus einem virtuellen ein realer Kontakt wurde. Bald gesellte sich Renates Mann Klaus dazu. Klaus ist bereits selbst große Teile der Romantischen Straße gewandert. Die beiden luden uns zu Kaltgetränken ein und wir widmeten uns dem Erfahrungsaustausch.

Weiter ging es nach Feuchtwangen. Dort wartete nicht nur eine sehenswerte Altstadt auf uns, sondern auch Jürgen Wünschenmeyer. Als Geschäftsführer der Touristik-Arbeitsgemeinschaft lenkt Jürgen die touristischen Geschicke der Romantischen Straße. Ohne ihn würde es zum Beispiel den Wanderweg, auf dem wir unterwegs sind, nicht geben. Im Laufe der Jahre ist Jürgen zu einem wandelnden Lexikon der Romantischen Straße geworden – inklusive Gastronomieführer😉 Er versorgte uns mit Infos, Geschichten und Tipps rund um die Romantische Straße. Spannend! Dass es dazu wieder Kaltgetränke und Kuchen gab, müssen wir wohl nicht erwähnen😉 Dass der Kuchen diesmal von einer preisgekrönten Konditorin stammte, vermutlich schon. Lecker!😁🍰

Du fragst dich, wie wir trotz der häufigen Einkehr und der vielen Gespräche Tagesetappen von bis zu 32 km schaffen? Nun, das fragen wir uns manchmal auch😄 Wir müssen uns oft ein wenig sputen, kommen in der Regel erst abends an.

Tag 11 – Von Dinkelsbühl bis Fremdingen (28 km)

Der Tag begann mit Sightseeing in Dinkelsbühl. Ähnlich wie in Rothenburg, entdeckt auch hier das Auge immer wieder neue Bauwerke und neue Details. Die Altstadt ist wirklich wunderschön.

Seit wir das Taubertal verlassen haben, hat sich die Landschaft verändert. Weinberge hatten wir in den letzten Tagen nicht mehr, Streuobstwiesen nur noch selten. Nun dominieren Felder und Wälder die Landschaft. Dafür kommen wir nun häufig an kleinen Seen vorbei. Viele davon scheinen zum Bad einzuladen, ein schöner Ort für eine kurze Pause sind sie allemal.

Zwischendurch passieren wir kleine Orte und Dörfer, auch hier gibt es viel zu entdecken. Als Beispiele seien hier die Kirche in Wilburgstetten genannt, im gleichen Ort hat sich ein engagierter Modellbauer in seinem Garten ausgetobt. Nicht zu vergessen das Kloster in Fremdingen. Abends hatten wir ein wundervolles Abendessen in Raustetten. Wir waren in einem Gasthof, der liebevoll von einem älteren Ehepaar betrieben wird. Sehr empfehlenswert🙂 Überraschenderweise war dort ein Gast, der mein Hobby, das Ultra-Laufen, teilt: Vielen Dank für das Fachsimpeln, Robert🙂

Tag 12 – Von Raustetten bis Nördlingen (26 km)

Was für ein Tag!😁 Früh aufgestanden, führte uns der Weg über sanft geschwungene Hügel. Der Himmel konnte sich noch nicht zwischen Sonne und Regen entscheiden. Es entstand eine atemberaubende Lichtstimmung, die Landschaft sah irreal, wie gemalt aus. Wundervoll!👀 Während unserer Frühstückspause unterhielt uns ein Wurf junger Katzen.🐈

Wenig später schlug uns das Kloster Maihingen in seinen Bann: Selten sahen wir eine so prunkvoll ausgestattete Kirche! Genussvoll spazierten wir durch die liebevoll angelegten Zier- und Nutzgärten. Für die angrenzenden Museen fehlte uns heute leider die Zeit. Unser Tipp: Wenn du in der Region unterwegs bist, besuche das Kloster!👀 Nach der unvermeidlichen Kuchenpause🍰 zogen wir weiter nach Wallerstein. Dort statteten wir dem Schloss – inklusive der Brauerei🍻 – sowie dem Moritzschlössle Kurzbesuche ab.

Anschließend wanderten wir nach Nördlingen, besichtigten die wunderschöne Altstadt und die beeindruckende Stadtmauer. Unser Tipp: Besuch diese Stadt, es macht Spaß hier zu bummeln. Bleibe dabei nicht nur auf den Hauptwegen im inneren Ring, sondern erkunde auch die kleinen Gassen. Es gibt viel zu entdecken🙂 Obwohl wir einen super Tipp für ein Restaurant mit regionaler Küche hatten und uns auf Wanderungen gerne regional ernähren, sind wir heute fremd gegangen und waren beim Inder. Sorry😉

Tag 13 – Von Nördlingen bis Eisbrunn (28 km)

Zog in der Nacht noch ein Gewitter mit Starkregen und fantastischem Blitz-Spektakel ⛈ über unser Zelt, überraschte uns der Morgen mit strahlendem Sonnenschein und klarer Luft. Wieder ging es durch Felder, Wälder und Hügel, die heute nicht immer nur sanft geschwungen waren🥵 Unsere Höhenmeter wurden oft mit tollen Aussichten belohnt.

Legt man den Maßstab „Romantische Strasse“ an, war heute ein Tag der eher kleinen Sehenswürdigkeiten. So besichtigten wir eine wunderschön gelegene Burgruine und das Kloster Mönchsdeggingen mit seiner prunkvoll ausgestatteten Kirche. Sehr lohnenswert👀

Auch heute hatten wir wieder erwähnenswerte Begegnungen: Zunächst trafen wir ein Ehepaar auf seiner täglichen Spazierrunde. Beide sind bereits über 80, aber noch recht gut zu Fuß. Im Gespräch hörten wir heraus, dass er schwer erkrankt, der Ausgang ungewiss ist. Beide empfahlen uns eindringlich, unsere Wanderreise und ähnliche Abenteuer anzugehen, so lange wir dazu in der Lage sind. Dies versprachen wir gerne🙂 Ansonsten trafen wir heute erstmals Wanderer, die – wie wir – mit Zelt unterwegs sind. Zunächst ein Pärchen, später dann Martin, einen erfahrenen Weitwanderer und zudem – wie ich – Ultraläufer. Natürlich nutzten wir die Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch😉😁 Der Tag endete mit einem üppigen und leckeren Abendessen in einem schön gelegen Waldlokal🍻🥒🌶🥗🍟

Tag 14 – Von Eisbrunn bis Donauwörth (24 km)

Die Romantische Straße verabschiedete uns, wie sie uns begrüßte: Mit strahlendem Sonnenschein🌞 In unserem heutigen „Badezimmer“, dem Bockberg, hatten wir beim Zähneputzen eine tolle Aussicht. Weiter ging es nach Harburg. Dort bummelten wir durch die schöne Altstadt, natürlich gab es ein Kuchenfrühstück🍰 Anschließend besichtigten wir die sehenswerte Burg👀. Wer den Fußweg zwischen Stadt und Burg kennt, der weiß: Mit Pilgerwagen sind Ab- und Anstieg eine sportliche Herausforderung🥵

Sportlich ging es weiter: Da unser Zug für die Heimfahrt nicht auf uns warten würde, wanderten wir die 18 km bis Donauwörth im flotten Schritt und ohne Pause🥵 Dabei lieferten wir uns ein „Rennen“ mit einer gut gelaunten Wandergruppe: Während wir schneller wanderten, uns an die landschaftlich schönere, ausgeschilderte Strecke hielten, nahm die Gruppe den kürzesten Weg. So konnten wir mehrfach überholen, was jedesmal mit großem Hallo und flotten Sprüchen zu Wandertempo und Orientierungssinn gefeiert wurde😁

Letztlich waren wir so schnell, dass uns Zeit für einen Stadtbummel im schönen Donauwörth blieb. Hier gab es viel Sehenswertes zu entdecken, auch die Mündung der Wörnitz in die Donau ließen wir uns nicht entgehen. Am Ende blieb sogar Zeit, um in der Fußgängerzone mit einem (na gut: drei😉) Radlern 🍻 auf unsere Wanderung anzustoßen. So konnten wir erfrischt und leicht beschwingt, aber auch etwas wehmütig, unsere Heimfahrt antreten🥴😥 Selbstverständlich hatten wir an Proviant 🥨🍰🥧 gedacht…😄