Der „Elfstedenpad“ führte uns wandernd durch das niederländische Friesland. Er verbindet die elf friesländischen Städte mit historischem Stadtrecht: Leeuwarden, Dokkum, Franeker, Harlingen, Bolsward, Workum, Hindeloopen, Stavoren, Sloten, Ijlst sowie Sneek. Offiziell 283 km – bei uns aufgrund Sightseeing 340 km – in 15 Tagen: Übernachtungen im Zelt, Gepäcktransport im Pilgerwagen.

Der Elfstedenpad ist eine Mischung aus Flachlandwanderungen und Stadtbesichtigungen. Wenn wir vor unserer Wanderung über unsere Touridee sprachen, wurden wir gewarnt, dass die Städte zwar schön, die Landschaft dazwischen aber eintönig sei. Wir können hier Entwarnung geben, denn wir fanden die weite friesländische Landschaft attraktiv und abwechslungsreich. In unserem folgenden Bericht bieten wir einen Überblick über unsere Erlebnisse in den Städten und auf den verbindenden Wanderungen. Er besteht aus zwei Teilen:

  • Teil 1 informiert über den Weg und die dort lebenden Menschen, zu Übernachtungsmöglichkeiten und zur Eignung des Weges für Wanderanhänger. Dieser Teil endet mit einem Fazit.
  • Teil 2 enthält unser „Wandertagebuch“, das wir unterwegs führten und in sozialen Netzwerken veröffentlichten.

TEIL 1: INFORMATIONEN


Die Tour in Zahlen und Fakten

Tage: 15 | Personen: 2 | Distanz: 340 km | Höhenmeter: 700 m Anstieg, 700 m Abstieg * | Pilgerwagen-Gewicht: 25 – 37 kg | Übernachtungen: Zelt

* Im Internet fanden wir unterschiedlichste Angaben zu den Höhenmetern, unsere Werte weichen deutlich davon ab. Wir ermitteln diese mit einem GPS-Gerät mit barometrischem Höhenmesser. Ohne den Anspruch zu erheben, dass unsere Werte zutreffender sind, veröffentlichen wir diese, damit unsere Touren miteinander vergleichbar sind.

Das Pilgerwagen-Gewicht schwankte diesmal stärker und lag zeitweise auch höher als bei anderen Touren. Dies lag zum einen daran, dass wir oft auch den Rucksack meiner Frau auf dem Pilgerwagen transportierten, damit sie Abschitte im Lauf- statt im Wandertempo bewältigen konnte. Zu anderen bietet diese Tour so gute Verpflegungsmöglichkeiten, dass wir meistens mit geringen Mengen an Lebensmitteln und Getränken unterwegs waren.

Der Weg

Der Elfstedenpad lehnt sich an die Route der „Elfstedentocht“ an, einem Eisschnelllaufrennen, das die elf Städte über Kanäle, Flüße und Seen verbindet. Seit 1909 konnte die Elfstedentocht wetterbedingt erst 15 Mal stattfinden, zuletzt 1997. Dennoch – oder deswegen – genießt die Elfstedentocht in den Niederlanden Kultstatus: Es nehmen bis zu 17.000 Starter teil, entlang der Strecke feiern bis zu 1,5 Mio Zuschauer eine Party. So wundert es nicht, dass insbesondere Niederländer die Elfstedentocht auf unterschiedlichste Art absolvieren: Sie wird gewandert, gelaufen, geradelt (es gibt dafür einen ausgewiesenen Radweg) und geschwommen. Sie wird mit Wohnmobilen, Kanus, Motor- und Ruderbooten, dem SUP, Oldtimer-Trekkern und vielem mehr bewältigt.

Das Wandererlebnis wird geprägt durch die elf friesländischen Städte mit ihren historischen Stadtkernen und die dazwischen liegende Landschaft. Im Detail:

  • Die Städte unterhalten mit sehr unterschiedlichem Charakter, von klein und verträumt bis hin zu mediterran-trubelig. Bei den Stadtbesichtigungen genießt man einerseits die historischen Gebäude mit ihrem speziellen Charme, andererseits die Kanäle und Grachten, auf denen man eine Vielzahl unterschiedlichster Boote bestaunen kann.  Insbesondere an den Wochenenden kann man Feste und Events besuchen. Erstaunlicherweise bieten die kleinen Dörfer am Wegesrand ähnliche Erlebnisse.
  • Die friesländische Landschaft beeindruckt mit enormer Weite. Diese wird aber nicht langweilig, weil sie ständig ihren Charakter wechselt: Mal ebene Flächen bis zum Horizont, die als Felder, Wiesen und Weiden in unterschiedlichsten Grüntönen leuchten. Die Kirchtürme der Dörfer, Windmühlen und teils historische Windräder bieten dem Auge dann Fokus. Mal strukturieren Alleen und Buschreihen das Gelände. Fast immer durchziehen – oft schiffbare – Kanäle die Landschaft. Immer wieder sieht man Boote, die scheinbar durch die Wiese oder ein Feld fahren. Für zusätzliche Abwechslung sorgen das bewaldete, leicht hügelige Gaasterland sowie die Ausblicke auf das Meer, das Ijsselmeer und größere Seen.
  • Auffällig ist, dass Städte, Dörfer und Landschaft unglaublich sauber und aufgeräumt wirken: Es liegt kaum Müll herum, fast alle Fensterscheiben sind makelos geputzt, Autos gewaschen, die meisten Vorgärten gepflegt. Das scheint in Friesland wie von Zauberhand zu geschehen, denn man sieht fast nie Menschen bei den entsprechenden Arbeiten.
  • In den zahlreichen Häfen und auf dem Wasser erlebt man eine erstaunliche Vielzahl unterschiedlichster Boote. Uns faszinierten insbesondere die älteren Kajütboote und die noch älteren Plattboden-Segler. Wir gestehen: Selbst wir als Wanderer haben Lust bekommen, diese Landschaft einmal für einige Tage vom Wasser aus zu erleben.
  • Gut zu wissen: Natürlich kann man die Elfstedentocht an jedem Punkt der Strecke beginnen und in beide Richtungen laufen. Klassischerweise wird die Tour aber – wie das Rennen – in Leeuwarden gestartet und im Uhrzeigersinn gelaufen. Wir wurden deshalb oft darauf hingewiesen, dass wir „verkeerd om“ unterwegs sind. Für uns hatte dies den Vorteil, dass wir häufiger kurze Begegnungen mit anderen Tourenden hatten. Zudem liegt der Abschnitt mit der etwas geringeren Erlebnisdichte so am Ende der Tour.

Die Menschen

Vor der Reise hatten wir mit einem freundlich-zurückhaltenden Menschentyp gerechnet, so wie wir ihn aus Norddeutschland kennen. Tatsächlich begegnet sind wir überwiegend entspannten, freundlichen und aufgeschlossenen Menschen. Bei Begegnungen auf Rad- und Wanderwegen ist ein freundlicher Gruß obligatorisch, oft tauscht man auch einige Sätze oder einen Scherz aus. Immer wieder wurden wir auf unsere Tour angesprochen („Doe je de elfstedentocht?“). In Gastronomie, beim Einkaufen und auf Campingplätzen erfuhren wie seitens der Besitzer und Mitarbeiter oft weit mehr als professionelle Freundlichkeit. Viele Menschen strahlen gute Laune, eine unaufdringliche Fröhlichkeit aus.

Übernachtungen

Die Campingplatzdichte entlang des Elfstedenpads ist enorm. Wir fanden problemlos an jedem Etappenziel einen Campingplatz, oft standen sogar mehrere Plätze zur Auswahl. Die Bandbreite reichte von kleinen oder mittelgroßen Bauernhofcampings bis hin zu größeren „normalen“ Campingplätzen. Jeder der Plätze hatte seinen eigenen Charakter: Mal übernachteten wir im Garten eines Bauernhauses, mal in einem Waldstück, mal an einem Kanal, mal in einem Yachthafen. Mal waren die Stellplätze parzelliert, mal offen. Mal gab es nur wenige andere Gäste, mal waren die Plätze gut besucht. Alle Plätze boten saubere Sanitäranlagen und eine gute Infrastruktur – mal einfacher, mal komfortabler: Für uns als Wanderer besonders angenehm: Die meisten Plätze bieten Aufenthaltsräume, in die man sich bei schlechterem Wetter zurückziehen kann.

Wie in Deutschland, schwanken die Preise von Platz zu Platz deutlich. Das Preisniveau empfanden wir als etwas günstiger als bei unseren Touren in Deutschland. Den aktuellen Campingboom spüren auch die niederländischen Campingplätze. Die von uns vorgenommenen Reservierungen, die wir für Touren in aller Regel dringend empfehlen, wären aber nicht nötig gewesen: Wir hätten mit unserem Trekkingzelt stets problemlos noch einen Platz bekommen.

Solltest du Nächte in geschlossenen Räumen verbringen wollen, bietet die Region ebenfalls Angebote. Zu Auswahl, Auslastung und Preisen können wir keine Einschätzung bieten. Einen Überblick über das Angebot findest du unter www.friesland.nl. Hier würden wir dann aber doch eine Reservierung empfehlen.

Eignung für eine Wanderung mit Pilgerwagen

Bei rund 700 Höhenmeter auf unseren 340 Wanderkilometern sind keine kraftraubenden Anstiege zu befürchten. Der Weg ist zu 90 % asphaltiert oder geschottert, der Rest besteht aus einfach zu gehenden Waldwegen, begrünten Deichen und einigen Wiesenpfaden. Die Wege sind überwiegend breit, dies gilt auch für die zahlreichen Kilometer, die man sich mit Radfahrern teilt. Der Anteil an Single-Trails ist entsprechend gering.

Oft überquert man Kanäle über Brücken, nur selten muss man dabei einige wenige Stufen bewältigen. Auf den teilweise kilometerlangen Deichabschnitten halten Schafe das Gras kurz. Dadurch sind sie einerseits gut zu gehen, andererseits sind sie stark mit Schafskot belastet, den man mit dem Pilgerwagen einsammelt. Zudem gilt es immer wieder Schafsgatter zu überwinden, die man nicht öffnen kann: Hier muss der Anhänger drübergehoben werden. Wer will, kann einige der Deichabschnitte auf Alternativrouten umgehen.

Der Elfstedenpad stellt Pilgerwagennutzer vor keinerlei nennenswerten Herausforderung. Die Elfstedentocht ist somit hervorragend für eine Wanderung mit Pilgerwagen geeignet – insbesondere auch für Einsteiger.

Fazit

Der Elfstedenpad ist eine Mischung aus Flachlandwanderungen und Stadtbesichtigungen. Für uns machten insbesondere die folgenden Punkte diese Tour zu einem besonderen Erlebnis:

  • Die elf Städte: Allen gemeinsam ist ihr historischer Stadtkern. Dennoch hat jede der Städte ihren eigenen Charakter, von klein und verträumt bis hin zu groß, trubelig mit fast mediterranem Flair. Eine ausgiebige Erkundung ist jede einzelne Wert.
  • Die friesländischen Dörfer: Neben den Städten durchquert man zahlreiche friesländische Dörfer, diese versprühen oft einen ähnlichen Charm wie die Städte, nur in Klein. Für uns ein unerwartetes Highlight.
  • Die friesländische Landschaft: Wer zum Wanderglück fordernde Anstiege, technische Downhills und spektakuläre Aussichten braucht, wird in Friesland nicht glücklich. Glücklich wird, wer – wie wir – auch die Weite schätzt, ein Auge für kleine landschaftliche Veränderungen und Details im Nahfeld hat, wer auch das Meer, Seen, Flüsse und Kanäle mag.
  • Die Schifffahrt: Das Meer, das Ijsselmeer, die friesländischen Seen, die Kanäle und Grachten werden intensiv für Schifffahrt genutzt, überwiegend zu Freizeitzwecken. Man sieht ständig Häfen und Boote aller Art: Von der kleinen offenen Nussschale bis hin zu großen Kajütbooten, von der schnittigen Segelyacht bis hin zum Plattboden-Oldtimer.
  • Die Menschen: Freundliche Kontakte, kleine Scherze, Small-Talk und tiefe Gespräche waren für uns das Salz in der Suppe.
  • Die Tiere: Auch in Friesland erlebt man Massentierhaltung, die wir ablehnen. Auch über andere Formen der Tierhaltung kann man ethisch streiten: In Friesland sind im Freiland gehaltene Schafe, Ziegen, Rinder, Pferde, Hühner und gelegentlich auch Alpakas ein alltägliches Bild. Dies werden manche bedrückend, andere bereichernd erleben.
  • Die Infrastruktur: Täglich bieten sich mehrfach Möglichkeiten zu Einkauf und Einkehr. Die mitzuführenden Vorräte kannst du gering halten. Die hohe Campingplatzdichte erlaubt unproblematische Übernachtungen.

Du überlegst, die Elfstedentocht selbst zu absolvieren? Egal ob wandernd, radelnd oder auf andere Art – wir können dies sehr empfehlen.

TEIL 2: WANDERTAGEBUCH


Tag 1 – Von Burgwedel nach Leeuwarden (10 km)

3:30 Uhr aufstehen😴 Nicht alles geht an diesem frühen Morgen glatt, gestresst erwischen wir gerade noch unseren Bus. Urlaubsstimmung? Fehlanzeige😑 Der Umstieg in die Regionalbahn gelingt problemlos, in Hannover steht unser ICE frisch gereinigt bereit. Mit nur fünf anderen Fahrgästen teilen wir uns einen Wagon. Entspannt gleiten wir Richtung Niederlande. Die Sonne scheint, wir schauen uns tief in die Augen: Urlaubsstimmung🥰

Nach 7 Reisestunden, um 12:30 Uhr, erreichen wir Leeuwarden. Ausgiebig erkunden wir die erste der elf Städte unserer Elfstedentocht👀 Leeuwarden bietet eine große Altstadt, gespickt mit etwas moderner Architektur. Über Stunden flanieren wir durch die Gassen, vorbei an Kirchen, Museen, Parks, Ateliers und Straßencafes. Auf den Kanälen fahren offene Boote. Immer wieder entdecken wir neue Highlights.

Überraschenderweise bereichern hunderte schwarzbunt gekleidete Gestalten das Stadtbild: Metalheads! Denn mitten in der City findet das „Into the Grave“ Festival statt🤟 Stadtbesichtigung mit live gespieltem Metal! Hatten wir auch noch nicht.

Abendstimmung auf einem Zeltplatz direkt am Wasser. Wind rauscht, Vögel zwitschern, Metaller metallen in der Ferne😴

Von Leeuwarden nach Damwâld (Tag 2, 32 km):

Premiere! Der Rucksack wird nicht auf die Pilgerwagennomadin, sondern auf den Pilgerwagen geschnallt. Denn heute werden die ersten KM nicht gewandert, sondern gemeinsam gelaufen. Die dadurch gewonnene Zeit verbringen wir – mangels Cafe – in der Cafeecke eines kleinen Supermarktes. Leider ohne Kuchen😶

Wir ziehen durch weite Wiesen, kleine Wälder, an Kanälen entlang, durch Dörfer mit alten Häusern mit wunderschönen Gärten. Passieren alte Herrenhäuser mit Parkanlagen. Erreichen endlich das Cafe, das wir für die lange Pause eingeplant hatten. Leider „gesloten“, wieder kein Kuchen😪

Aber das ganze Dorf ist bunt geschmückt: Dorffest🥳 Festzelt, Karussells, Snackwagen. Wir nähern uns zu niederländischen Schlagern schunkelnd. Auf drei Feldern wird ein Volleyballturnier ausgetragen. Ein guter Teil der Besucher lächelt arg bierselig. Dabei ist es erst 14 Uhr😯 Wir trinken 3 Runden mit, bekommen Rabatt, weil wir auf Niederländisch und nicht auf Englisch oder Deutsch bestellen😀 Zu niederländischen Schlagern heftig schunkelnd verlassen wir den Festplatz😉

10 km später, das Zelt steht. Wir konnten am Zielort nur einen Imbiss recherchieren. Auf dem Weg dorthin entdecken wir ein Restaurant. Es entpuppt sich als sehr gut😇 Wir werden kulinarisch verwöhnt. Service und Gäste sehen charmant darüber hinweg, dass wir massiv underdressed (und ich auch underfrisiert) sind😁

Von Damwâld nach Dokkum (Tag 3, 23 km):

Oje, es regnet🌧 Zum Glück liegen wir im Zelt und können noch einige Stunden schlafen😉 Juhuu, wir werden von Sonnenschein geweckt🌞 Wieder starten wir teils wandernd, teils laufend in den Tag, ein frischer Wind schiebt uns an. „Flott unterwegs!“, loben wir uns selbst. Ein vorbeirasender Hase relativiert unsere Einschätzung🐰

Nun kommt der Wind von vorn, bremst und zehrt irgendwann auch an den Nerven. Wir rasten im Windschatten einer Kanalbrücke. Weiter gehts. Immer wieder geben uns Anwohner und Radfahrer gute Reisewünsche mit auf den Weg❤ An einem Supermarkt bestaunen wir eine Waschstraße für Einkaufswagen😮 Kurzzeitig überlegen wir, dem Pilgerwagen eine Grundreinigung zu gönnen 😉

Der Stadtbummel in Dokkum, der zweiten der elf Städte, beginnt mit der Bonifatiuskapelle und gregorianischen Gesängen👂Dokkums Altstadt ist ein Füllhorn an Sehenswürdigkeiten, das überwältigt, aufgrund der entspannten Atmosphäre aber nicht erschlägt. Wir sind begeistert 🙂 Heute gelingt uns auch endlich ein Kuchenfoto🍰

Zum Abendessen gibt es niederländische Snackbarspezialitäten aus der Fritteuse. Ein arger Kontrast zu gestern, aber auch mal lecker😉 Wie gestern übernachten wir auf einem gemütlichen Minicamping bei einem Bauern. Wie gewohnt fällt uns der dritte Tag etwas schwer, wir verschwinden früh in Zelt😴

Von Dokkum nach Vrouwenparochie (Tag 4, 26 km):

Die dritte Nacht auf einem Bauerncamping, jeder hatte seinen ganz eigenen Charme. Wir frühstücken auf Liegestühlen am Kanal, winken Freizeitkapitänen zu. Dann starten wir die tägliche Mischung aus Laufen und Wandern.

Nach 10 km erreichen wir ein freistehendes Gebäude mitten im Grünen. Ein Museum. Den Kulturgenuss lassen wir aus, aber der Kuchenpause auf der Terrasse können wir nicht widerstehen 🍰 Nach weiteren 3 km schon die nächste Kuchenversuchung, viel zu früh😮 Aber wir sind tapfer und schaffen ein weiteres Stück🍰😉

Heute gilt es keine der elf Städte zu erkunden, ein reiner Wandertag steht an. Dies schärft zunächst unseren Blick für die weite Landschaft, öffnet dann die Seele für tiefe Gedanken und Gespräche. Auch diese Qualitätszeit für Paare schätzen wir beim Wandern🥰 So verschmerzen wir auch, dass das letzte eingeplante Cafe geschlossen ist😉

Einige Campings werden mit Herzblut betrieben, wenige mit Liebe❤ Auf einem solchen dürfen wir heute übernachten: Dem Minicamping De Roos. Dank Reservierung begrüßt uns die Besitzerin mit den Vornamen. Sie hat einen schönen Platz mit Namensschild reserviert, wir dürfen aber auch jeden anderen Platz wählen. Sie hat bereits den Besten für uns ausgewählt. Mit nur sieben anderen Gästen teilen wir dieses Kleinod. Mangels geöffnetem Restaurant in der Nähe, kehren wir heute bei „Chez Gaskocher“ ein😉 Wir kochen und essen auf einem Steg direkt an einem Kanal, blicken auf eine Windmühle. Strahlender Sonnenschein, eingebettet in Schilf. Mehr Wandern-in-Holland-Romantik geht nicht🥰 Es gibt Wokgemüse-Bami. Lecker🙂

Von Vrouwenparochie nach Franeker (Tag 5, 28 km):

Weiter geht es mit Laufen und Wandern. Wir waren zwar brav, entscheiden uns dennoch ohne Frühstück in den Tag zu starten. Dies rächt sich nach 5 km im ersten Dorf. Bäcker, größere Mengen Kuchen, eine Verkäuferin, die irritiert versucht, die bestellten Mengen mit der Zahl der Anwesenden in Einklang zu bringen und immer wieder etwas einpacken will. Wir ersparen euch Details🍰🎂🍪🍩😉

Wir genießen wieder friesische Landschaft. Es weht nur ein leichter Wind, dafür brennt die Sonne heiß. Um die mentale Herausforderung noch ein wenig zu erhöhen, traktieren wir uns mit Ohrwürmern. Du darfst gerne mitspielen: „Griiiechiischer Weeeiiin…“🙃🤯

Von Sonne und Ohrwürmern geistig durchgegart, erreichen wir den nächsten Campingplatz. Wieder ein Bauernhofcamping, wieder mit ganz eigenem Charme. Diesmal empfängt uns eine alte Dame, zeigt uns alle Einrichtungen und hilft uns kenntnissreich bei der Platzwahl. Morgens oder abends Sonne? Ist Wifi am Zelt wichtig? Mit Kontakt zu Nachbarn oder lieber ganz für uns? Wenig später steht unser Zelt, die Inhaberin bringt uns noch zwei Stühle vorbei.❤

Wir gönnen uns nur eine kurze Pause, denn die Erkundung unserer dritten der elf Städte lockt: Franeker. Wenn Dokkum ein Füllhorn an Sehenswürdigkeiten ist, ist Franeker ein Füllhörnchen😉 Für uns ist ein kleiner Bummel über die Bollwerke und entlang der Sehenswürdigkeiten nach den Anstrengungen des Tages die richtige Dosis Augenschmaus. Anschließend schmausen wir kulinarisch und lassen den Abend auf dem Campingplatz ausklingen😴

Von Franeker nach Harlingen (Tag 6, 24 km):

Wir sind lernfähig und frühstücken noch auf dem Campingplatz 😉 Obst und Vollkornbrötchen. Die Tour führt uns noch einmal durch den Stadtkern von Franeker. Hier gibt es Kaffee vom Bäcker, aber, du wirst staunen, wir verzichten auf Kuchen😉

Auch heute brennt die Sonne heiß. Nach 2,5 Stunden suchen wir nach einer Bank im Schatten. Vergeblich. Stattdessen passieren wir einen Bauernhof, der ein gemütliches Selfservice-Cafe betreibt. Zwei Tische und Bänke unter Sonnenschirmen. Ein Schild informiert, dass der Verzehr mitgebrachter Speisen kein Problem ist. Man darf sich gegen kleinen Obulus aber auch an der Kaffeemaschine und am Kühlschrank bedienen. Die Preise zeigen, dass es nicht um finanziellen Gewinn geht, sondern ein Trail-Angel am Werk ist. Bei so viel Altruismus werden wir schwach, es gibt für jeden ein Stück Apfelkuchen. Und ein kleines Eis🙂

Weiter geht es Richtung Harlingen. Vorbei an Freizeitschiffen und Hausbooten jeder Größe. Wir bestaunen die Boote und das Leben an Bord. Früh erreichen wir den Campingplatz, brechen aber bald wieder auf. Harlingen, unsere vierte der elf Städte, will erkundet werden🙂

Reizüberflutung: Harlingen bietet uns mehr Motive als wir fotografieren, mehr Eindrücke und Erlebnisse als wir aufnehmen und in einem Bericht verarbeiten können😲🥰 Wir versuchen es in Stichpunkten: Ein sonniger Tag in einer alten Stadt am Meer. Lebendig, aber nicht überfüllt. Sandstrand, Wattenmeer, Hafenrundfahrt, Altstadtbummel, Grachten, zahllose Schiffe aller Größen, mit und ohne Segel. Alte, niederländisch-maritime Häuser. Eine touristisch-trubelige Hauptstraße, ruhige Gassen rundherum. Gastronomie aller Art. Einheimische, die auf Bänken vor ihren Häusern das Geschehen genießen. Einige spielen in einer Gasse „Lanenkaatsen“, ein altes friesischen Spiel. Wir würden gerne weiterbummeln, doch Kopf und Seele sind voll. Der Bauch noch nicht😉 Wir ändern dies auf einer Terrasse an einer Gracht, schauen den einlaufenden Schiffen zu. Dann ruft unser Zelthafen. Was für ein Tag😇

Von Harlingen nach Witmarsum (Tag 7, 19 km):

Nach einer Woche mit vielen Wanderkilometern und intensiven Besichtigungen steht heute ein Erholungstag an: Geplant sind 15 km, nur wandern, nicht laufen. Keine großen Besichtigungen. Direkt zum nächsten Campingplatz, dort faulenzen. So der Plan…

Nach nur zwei Stunden haben wir mehrere Oh, guck mal da-Abstecher hinter uns, so dass es doch einige KM mehr werden. Zudem passieren wir ein so gemütlich wirkendes Cafe, dass wir… Ach, du weißt schon🍰☕😉 Übrigens: In Friesland reicht man zum Kaffee ein Anisplätzchen. Anfangs hatten wir befremdliche Hustenbonbon-Assoziationen, inzwischen schätzen wir auch diese Spezialität😇

Heute bewältigen wir längere trailige Abschnitte. Vor allem Wiesenpfade, die parallel zu Kanälen verlaufen. Wir folgen einem kilometerlangen Deich, der das Binnenland zerschneidet. Dort halten lebendige Rasenmäher das Gras schön kurz und erlauben uns charmante Tierbegnungen. Leider igorieren die Schafe die alte Weisheit, nicht dort zu 💩, wo man isst😉. Der Pilgerwagen sieht aus wie Sau, sehnsüchtig erinnere ich mich an die Einkauswagenwaschstraße🙃

Am Campingplatz ist dann Reinigung und Instandsetzung unserer Ausrüstung angesagt. Und ausruhen. Abends bummeln wir noch durch das Dorf beim Campingplatz. Es gehört nicht zu den elf Städten, bietet dennoch viele reizvolle Impressionen. Wir fühlen uns entspannt, es geht uns gut😇

Von Witmarsum nach Workum (Tag 8, 33 km):

Rrriiiiiiing⏰ 6 Uhr, ausnahmsweise klingelt heute der Wecker, weil wir viel vorhaben. Als wir den Campingplatz verlassen, schlafen die meisten Gäste noch😴

Nach 7 km erreichen wir die Altstadt von Bolsward. Unsere Nummer 5 der elf Städte. Wir nehmen uns Zeit für einen Stadtbummel, entdecken einige der beeindruckendsten Gebäude unserer Tour. Auch den Brunnen von Bolsward besuchen wir, er hat Treppen und kann erklettert werden: Meine Pilgerwagennomadin reitet eine 🤮 Fledermaus. Ich dokumentiere dieses Ereignis für die Nachwelt. Noch zwei Cappuccino, dann geht es weiter.

14 km: Mittagspause in einem Museumsdorf. Umgeben von alten Austellungsstücken tanken wir Kraft. Und Kaffee. Und Kuchen😉 Beide zum Glück jüngeren Datums😉

Weiter geht es durch die friesische Weite. Wir passieren einige Höfe und Dörfer. Auch hier macht der Fortschritt nicht halt: Wir entdecken solarbetriebene Kühe!?😉

27 km: Wir erreichen unseren Campingplatz. Schnell steht unser Zelt, wir gönnen uns eine kurze Pause. Weiter geht es nach Workum, unsere sechste der elf Städte. Wir bummeln durch das historische Zentrum, genießen auch die kleineren Gassen und die Grachten mit den Sportbooten. Am Rande der Altstadt ist ein Stadtfest mit Livemusik, das heute aber ohne uns auskommen muss😉 Ein sehr schöner, aber auch fordernder Tag geht zu Ende🙂

Von Workum nach Stavoren (Tag 9, 24 km):

Heute stehen weniger Kilometer, aber wieder zwei Stadtbesichtigungen an. Auf gehts🙂 Bald nach dem Start erreichen wir einen Deich, dem wir über Kilometer folgen. Umgeben von Schafen, blicken wir auf das Ijsselmeer und die Segler, während wir auf einem weichen Teppich aus Gras und Schafs💩 gehen. Schnell sehen Pilgerwagen und Tasche wieder aus wie 🐷. Lustigerweise müssen wir immer wieder Gatter überkletten und den Anhänger drüberheben. Trotz aller Vorsicht sauen auch wir uns dabei immer mehr ein🤢

Wir erreichen Hindeloopen, unsere Nummer 7 der elf Städte. Bevor wir uns in die sonntägliche Altstadt wagen, reinigen wir uns und unsere Ausrüstung. Da wir den eigentlich erforderlichen Hochdruckreiniger nicht haben, sind wir nur mäßig erfolgreich. Zum Glück herrscht noch sonntägliche Ruhe und wir können Hindeloopens historische Gassen fast allein erkunden. Am alten Hafen finden wir ein Cafe für die mittägliche Kaffee und Kuchen-Pause. Wir entscheiden uns für einen Sitzplatz im Freien – aus Gründen🙃

Weiter gehts. Rechter Hand das Ijsselmeer, linker Hand ein Kanal, auf dem gelegentlich Sonntagsausflügler mit Boot unterwegs sind. Wir legen eine Pause ein und uns in die Wiese. Binnen Sekunden schlafen wir ein😴 Erquickt nehmen wir das letzte Stück Richtung Stavoren in Angriff, Nummer 8 der elf Städte. Hier war ich früher oft zum Windsurfen, beim Stadtbummel leben Erinnerungen auf😊

Nach den vielen üppigen Mahlzeiten ist uns heute nach Leichterem. Wir kaufen jede Menge Gemüse, Humus und andere Dips. Diese vertilgen wir auf dem Campingplatz, superlecker😇 Wir haben Glück, müssen nicht bei den anderen Campern stehen, sondern dürfen allein direkt auf einer Wiese im Yachthafen zelten. Wir glauben, dass dies ein Wandererbonus ist und nichts mit dem Schafs💩 zu tun hat. Sicherheitshalber duschen wir, bevor wir eine abendliche Runde durch Stavoren drehen😉

Von Stavoren nach Oudemirdum (Tag 10, 22 km):

Alarm! Riesige Blase am kleinen Zeh🤕 Doch die Pilgerwagennomadin ist tapfer und löst das Problem schon vor dem Frühstück operativ😷. Die ersten 10 km sind besonders attraktiv. Wir wandern auf der Deichkrone, rechts das heute smaragdgrün schimmernde Ijsselmeer, links die friesische Weite. Wir passieren das rode Kliff, einen Mini-Höhenzug und riesige Gänseschwärme, die teils auf den Strandwiesen, teils im Ijsselmeer badend die Sonne genießen. Dieser Abschnitt endet am Mirnser Kliff, einem etwas größeren Höhenzug. Genauer: An einem Strandpavillon an dessem Ende. Mittagspause bei Kaffee und Kuchen, mit Blick auf einige Kitesurfer.

Wir verlassen den Strand, überqueren die Straße und stehen mitten im Wald😊 Wenig später entdecke ich eine Schaukel und nutze die Gelegenheit🙃 Fast die gesamte restliche Tagesetappe führt uns durch Wälder, auch unser heutiger Campingplatz liegt wunderschön mitten in einem Wald. Ein Traum, der durch den Kontrast zur friesischen Weite noch an Intensität gewinnt😇

Mangels Restaurant ist auch heute Chez Gaskocher angesagt. Während wir kochen, kommen wir nach und nach mit mehreren Mitcampern ins Gespräch. Darunter ist eine Dame, die seit einigen Wochen mit einem Microcamper, einem umgebauten Pkw, durch die Welt zieht. Sie hat diesen Traum, „dank“ eines dominanten, nun verstorbenen Ehemanns, erst nach Jahren des Träumens realisieren können. Immer wieder beglückwünscht sie uns, so „jung“ mit „dem Abenteuerleben“ begonnen zu haben, bedauert sehr, so lange gewartet zu haben. Sie hofft, ihr neues Leben noch viele Jahre leben zu können. Stolz zeigt sie uns ein frisches Tattoo mit dem Schriftzug „Neustart“. Die Dame ist 78…

Von Oudemirdum nach Balk (Tag 11, 22 km):

Laufend und wandernd setzen wir unsere Reise fort. Noch gut 6 km geht es durch Wälder, teilweise über farngesäumte, kurvige Singletrails. Ein Traum😍 Dann weicht der Wald wieder Wiesen, Weiden und Feldern, aber noch nicht der friesischen Weite. Denn hier ist wirklich jeder Weg eingefasst in eine Allee aus Bäumen oder Büschen. So entstehen neue reizvolle Eindrücke, vor allem spenden die Alleen willkommenden Schatten🙂

In den Niederlanden betreiben Privatpersonen entlang der Rad- und Wanderwege knapp 600 Rastplätze. Diese liegen oft in Gärten der Privathäuser. Man bekommt im Selfservice Kaffee, Tee, Kaltgetränke, oft auch Eis oder Kuchen zu fairen Preisen. Die oft gemütlich oder urig eingerichteten Sitzplätze gibt es gratis dazu. Wir nutzen heute einen solchen Platz für eine Kaffeepause☕

Nach und nach werden die Alleen lichter, die Sonne brennt. Mittagspause im Schatten eines einzelnen Baumes. Wir trinken Wassser und essen Bananen zu weichen Brötchen. Manchmal ist für großen Genuss nur wenig nötig🙂 Wir treffen auf eine Gruppe deutscher Radtouristen und tauschen uns aus. Am Ende sind wir um einige Eindrücke und eine Dose(!) Prosecco reicher😉

Wir erreichen Sloten, unsere Nummer 9 der elf Städte. Sloten ist pittoresk, aber von überschaubarer Größe. Wir genießen den Stadtbummel, die Unzahl an Fotomotiven lässt unsere Handys glühen👀 Wir verzichten auf eine Einkehr, weil im Nachbardorf ein Teegarten mit legendärem Kuchenangebot lockt. Dort angekommen stehen wir vor verschlossenen Türen, unsere Tortenträume platzen💔

Meine Pilgerwagennomadin hat 15 km im Lauftempo absolviert, wir reduzieren auf Warp- äähhh Wandergeschwindigkeit und ziehen weiter nach Balk. Balk ist keine der elf Städte, bietet aber eine baumgesäumte Gracht mit hübschen Häusern und Gastronomie. Wir flanieren und kehren zweimal ein🍰☕🍜🌶🧄🍺

Als wir Balk verlassen, ist sie wieder da: Die friesische Weite. Und mittendrin übernachten wir auf einem Bauernhofcamping, zwischen Ziegen und Schafen😴

Von Balk nach Sneek (Tag 12, 22 km):

Zeltabbau und Zusammenpacken dauern heute etwas länger. Denn immer wieder statten uns Hoftiere einen Besuch ab. Katzen mit kleinen Kitten, der Hofhund und Hühner schauen, ob bei uns etwas Leckeres oder wenigstens ein paar Streicheleinheiten zu bekommen sind. Ein Esel fehlt, sonst hätten wir uns in Bremen gewähnt😉

Die Tour ist heute über viele KM nur mäßig attraktiv. Zwar blicken wir in die friesische Weite, folgen aber Radwegen neben mehr oder weniger stark befahrenen Straßen. Eine willkommene Abwechslung bietet der Ort Woudsend, hier gönnen wir uns eine Kaffee- und Kuchenpause☕🍰

Leider geht es weiter parallel zu Straßen. Als nach 14 km unser Weg endlich ins Grüne abbiegt, finden wir bald eine schön gelegene Bank im Schatten. Mittagspause mit Vogelgezwitscher, Entenschnattern und Froschgequake. Welch angenehmer Kontrast zum Straßenlärm 😇

Der weitere Weg ist attraktiver und führt uns nach Ijlst, unserer Nummer 10 der elf Städte. Am Ortsrand passieren wir zunächst eine Sportanlage für die friesische Sportart Fierljeppen. Dabei handelt es sich um eine Art Stabweitsprung, mit Anlauf wird eine Gracht überwunden, die Sportler landen auf der anderen Seite in einer Sandgrube – bestensfalls😉 Wir schauen einer Kindergruppe beim Training zu, bewundern den Mut und das – unterschiedlich ausgeprägte – Geschick😉

Der alte Stadtkern von Ijlst ist eine kleine Sensation: Alte Häuser, deren Vorgärten durch eine gepflasterte Straße vom Haus getrennt liegen. Diese Vorgärten, Overtuins, liegen direkt an der Gracht und wurden früher als Wasch- und Trockengärten genutzt. Heute sind dort Sitzplätze, oft liegt ein Boot davor. Auf den Grachten herrscht reger Bootsbetrieb. Wir flanieren, kehren ein und lassen alles auf uns wirken😊

Drei KM weiter erreichen wir unseren Campingplatz. Wieder ein Bauercamping. Die Besitzer halten Alpakas. Die Pilgerwagennomadin ist nicht mehr zu halten🥳 Ein Alpaka kommt zum Kuscheln vorbei, die Pilgerwagennomadin eskaliert🤩😍😇🥰😊

Von Sneek nach Dearsum (Tag 13, 18 km):

Wir kommen heute etwas spät vom Campingplatz weg. Denn sie haben immer noch Alpakas😃 Dann geht es Richtung Sneek, unserer elften der elf Städte. Sneek ist eine größere Stadt, wir nähern uns dem Stadtkern durch Wohnviertel und ein Gewerbegebiet.

Das Stadtzentrum bietet eine Mischung aus alten Gebäuden, Grachten, Plätzen mit üppigem gastronomischen Angebot und klassischen Einkaufsstraßen. Wir finden Sneek attraktiv, aber nach zwei ruhigen Wanderwochen überfordert uns der Trubel nach einer Weile. Wir kehren ein, bestellen Brownies. Diese sind klein, aber extrem schokoladig, der Trubel ist vergesssen.

Ein Weg entlang einer Gracht führt uns aus Sneek heraus. Wir genießen die Ruhe, die heute besonders heiß brennende Sonne kostet Körner. Die Erschöpfung wird größer, unsere Geschwindigkeit geringer. Wir brauchen eine Pause, wir brauchen vor allem Schatten. Doch woher nehmen in der friesischen Weite? Wir erreichen eine kurze, schattenspendende Baumreihe, ein wohlmeinender Geist hat dort eine Bank und einen Tisch platziert. Die Bank ist bequem, wir bleiben 30 Minuten. Danach bin ich so schläfrig, dass wir unsere Decke ausrollen und uns neben die Bank legen. Die folgenden 45 Minuten vergehen im Flug.

Wir gehen weiter und stellen überrascht fest, dass hinter der nächsten Biegung ein kleines Dorf liegt. Keine 500 m nach der Bank entdecken wir eine Mischung aus Dorpshuis, Cafe, Kneipe und Snackbar. Terrasse und Innenräume sind supergemütlich. Wir verspüren ein dringendes Pausenbedürfnis😁

Wir kommen mit einem älteren Einheimischen und mit der jungen Kellnerin ins Gespräch. Wie so oft auf unseren Wanderungen, wird aus Small Talk schnell Deep Talk. Wir sprechen über Reisen, Lebensentwürfe, Beziehungen und Freiheit. Und über die roten Herzen auf der friesländischen Fahne, die gar keine Herzen sind, sondern „Pompebleden“😉. Wir lernen aus der Perspektive der Jugend und des Alters. Nebenbei essen wir zu Abend. Als wir aufbrechen, haben wir in den letzten 3 Stunden nur 500 Wandermeter absolviert😁 Zum Glück ist unser Zeltplatz, wieder ein Bauernhofcamping, nicht weit entfernt.

Heute ein kurzer Wandertag mit Hitze, für morgen sind rund 30 Km, ein Temperatursturz und ergiebiger Dauerregen angesagt. Wir bereiten alles so vor, dass wir morgen zügig bei Regen abbauen und aufbrechen können.

Von Dearsum nach Leeuwarden (Tag 14, 32 km):

5 Uhr: Ein kräftiger Schauer weckt uns. Erleichtert, dass es noch früh ist, schlafen wir wieder ein. 6 Uhr: Der Wecker klingelt, es regnet nicht🙂 Angesichts der Wettervorhersage bauen wir unser Zelt in Rekordzeit ab und schleppen unsere Ausrüstung in eine alte Scheune. Erst dort verstauen wir alles, während der nächste Schauer Friesland wässert. Wir starten in den Tag🙃

Der Weg führt wunderschön durch die friesische Weite und sehr kleine Dörfer. Trotz kräftiger Schauer, die uns trotz Regenkleidung bis auf die Haut durchnässen, ist unsere Stimmung bestens. Die Pilgerwagennomadin behauptet, sie sei so durchnässt, dass sich bei ihr bereits Frösche breit machen. Als ich Zweifel äußere, erbringt sie den Beweis🐸😉

Nach gut 4 Stunden Wandern ohne Einkehrmöglichkeit, sind wir erschöpft, patschnass und ausgekühlt. Wir setzen uns auf die Terrasse eines geschlossenen Cafes, froh, die Beine einen Moment auszuruhen. Für eine längere Rast ist es zu kalt. Kaum sitzen wir, öffnet sich die Tür. Der Besitzer öffnet 3 Stunden vor der Zeit extra für uns😊 Wir betreten ein urgemütliches Bruin Cafe und werden mit Kaffee und selbstgebackenem Apfelkuchen verwöhnt. Trailmagic😇

Die Trailmagie ist uns weiter wohlgesonnen: Denn – entgegen der Wettervorhersage – regnet es nicht mehr und wir trocknen nach und nach🙂 Dass der Wegeverlauf attraktiv bleibt, uns später sogar einige Sonnenstrahlen kitzeln, hebt unsere Stimmung weiter😄

Wir nähern uns Leeuwarden, Start und Zielort unserer Elfstedentocht. Wir freuen uns, dass wir die Tour so gut geschafft haben – und auf die Segnungen der Zivilisation😊. Wie immer macht uns das Tourende auch ein wenig wehmütig😐 Über unsere Ankunft in Leeuwarden und unsere Heimreise am Folgetag berichten wir morgen🙂

Von Leeuwarden nach Hause (Tag 15, 1 km):

Wir „schulden“ euch noch den Rest vom Vortag. Los gehts: Mitten in Leeuwarden gibt es weder Schafe noch Schafs💩. Aber Hunde… Auf den letzten 100 m erwische ich einen Hunde💩 mit den Rädern des Pilgerwagens. Wir wundern uns noch kurz, dass es ständig stinkt, bis wir merken, dass die Quelle am Hinterrad klebt🤢

Da unser Zug am nächsten Tag früh fährt, haben wir uns schon vor der Reise gegen Camping und für ein Apartment in der Altstadt entschieden. Dieses liegt wunderschön an einer Gracht im Erdgeschoss und hat – typisch niederländisch – keine Gardinen. Für uns ungewohnt, aber cool😊 Bevor wir uns selbst duschen und mit trockenen Sachen versorgen können, bedarf der Pilgerwagen einer Reinigung😉

Wir sind erschöpft, auf einen erneuten Altstadtbummel verzichten wir dennoch nicht. Noch einmal erkunden wir Gassen, suchen nach Szenarien mit winzigen Figuren, die ein Künstler an verschiedenen Stellen platziert hat.👀

Wir kehren ein, sitzen nun in der Sonne an einer Gracht. Um uns herum tobt das pralle Leben. Stimmengewirr. Ausflugsboote fahren vorbei, auf einigen wird gesungen und getanzt. Superschön, für uns nach 14 Tagen Wanderung aber zu viel. Wir ziehen uns zum Abendessen in ein indisches Restaurant zurück. Von außen klein und unscheinbar wirkend, ist es erstaunlich groß. Und voll besetzt. Wir bekommen dennoch einen Platz. Und das beste indische Essen unseres Lebens😇 Später erfahren wir, dass man an Wochenenden ohne Reservierung kaum eine Chance hat, Gäste reisen sogar aus Amsterdam an, um hier essen zu können.

Samstagmorgen, Abreise: Unsere gestern frisch angezogene Kleidung duftet intensiv bis penetrant nach indischem Essen😁 Wir durchsuchen unsere Tasche nach Alternativen, die wir Mitreisenden zumuten können😉 Wir beginnen unsere letzte Tagesetappe, die nach wenigen hundert Metern am Brunnen „Liebe“ endet. Hier begann unsere Elfstedentocht vor zwei Wochen, hier endet sie heute. Die Heimfahrt steht an😊