Als Pilgerwagennomade bin ich von den Vorteilen des Wanderanhängers überzeugt. Dennoch möchte ich auch die Nachteile aufzeigen.

Justierung von Pilgerwagen und Gepäck

Gepäck in die Tasche, diese auf den Pilgerwagen schnallen und loslaufen? Ganz so einfach ist es leider nicht. Um komfortabel unterwegs zu sein, muss ich das Gepäckgewicht geschickt in der Tasche verteilen. Zudem gut darauf achten, dass der Pilgerwagen auf meine Bedürfnisse eingestellt ist. Dies gilt insbesondere für Breite und Länge der Deichselstangen und die Länge der Bremszüge. Ohne diese Mühe wird der Wanderanhänger zum zickigen Begleiter: Statt mit Laufruhe zu überzeugen, nervt er dann durch auf und ab schlagende Deichselstangen, an den Rädern schleifende Tasche, schlecht dosierbare Bremsen und ähnliche Probleme. Diese Einstellarbeiten erfordern bei den ersten Touren etwas Geduld, ich habe da aber schnell eine gewisse Routine entwickelt.

Grenzen auf anspruchsvollen Wegen

Asphaltierte und befestigte Wege sind die idealen Einsatzgebiete für Pilgerwagen. Egal ob Rad-, Feld- oder Forstweg: Hier ist der Pilgerwagen in seinem Element! Größere Gepäckgewichte lassen sich im Vergleich zum Rucksack mit deutlich weniger Kraftaufwand bewegen.

Dieses Verhältnis verschiebt sich zu Gunsten des Rucksacks, wenn das Gelände schwieriger wird. Unebener, sandiger oder schlammiger Untergrund? Dazu noch ein steiler Anstieg? Mit einem schwer bepackten Pilgerwagen eine kraftraubende Herausforderung! Auf sehr schmalen Single-Trails, auf mit Felsen „verblockten“ Wegen, bei unregelmäßigen Stufen und in ähnlich „technischem“ Gelände stößt der Ziehwagen dann an seine Grenzen: Hier geht es fahrend nicht mehr weiter.

Deshalb informiere ich mich vor einer Tour über die Wege-Qualität. Schwierige Routen nehme ich lieber ohne Pilgerwagen in Angriff. Hat eine Tour aber nur gelegentlich schwierige Wegabschnitte, sehe ich diese als Herausforderung, für die es Lösungen gibt: Mal muss ich Tempo rausnehmen, mal den Pilgerwagen kurz tragen, mal eine Umgehungsstrecke finden.

Tragen statt fahren

Eine Treppe, ein umgestürzter Baum, ein Weidezaun oder ähnliche Hindernisse: Manchmal geht es mit dem Wanderanhänger fahrend nicht weiter. Dann muss ich nicht nur mein Gepäck, sondern zusätzlich auch den Pilgerwagen tragen. Dieser wiegt inklusive Tasche rund 8 bis 10 kg. Sehr robuste Wanderanhänger, auf denen zudem statt einer Tasche eine Metallkiste montiert ist, können noch deutlich schwerer sein. Dieses Gewicht muss ich dann zusätzlich zum eigentlichen Gepäck bewegen. In Summe sind das oft 20 bis 30 kg, manchmal auch mehr.

In solchen Situationen sind robuste Tragegriffe am Ziehwagen Gold wert. Sofern die montierte Tasche über entsprechende Gurte verfügt, lassen sich Tasche und Wagen kurzzeitig wie ein Rucksack tragen. Bei Bedarf trenne ich die Tasche vom Anhänger und trage beide einzeln über das Hindernis. Dabei ist es hilfreich, wenn sich die Tasche mit einer speziellen „Gepäck-Spinne“ leicht lösen und wieder befestigen lässt.

Über kurze Distanzen lässt sich ein Pilgerwagen problemlos tragen, weit schleppen möchte ich ihn aber nicht. Mehrere Trageabschnitte kurz hintereinander nerven mich gelegentlich, weil sie meinen Wander-/ Laufrhythmus stören.

Gefahr für Leib und Leben

Auf ausgesetzten Pfaden, auf Wegen entlang von Hangkanten und überall dort, wo Absturzgefahr besteht, kann ein Pilgerwagen zur Gefahr werden: Wenn der Wagen hinter dir in die Tiefe stürzt, zieht er dich im Zweifel mit, sofern du über ein Zuggeschirr fest mit ihm verbunden bist. Mir ist mein Wanderanhänger an einer Hangkante schon einmal umgekippt, als ich auf einem stark geneigten Pfad eine hohe Wurzel überfuhr. Zum Glück stürzte er nicht den Hang hinunter, dennoch habe ich meine Lektion gelernt: An Stellen mit Absturzgefahr löse ich den Zuggurt und führe den Pilgerwagen über die Deichselstangen.

Diebstahlgefahr

Bei Rucksack-Touren trage ich mein Gepäck fast ständig am Körper. Wenn ich Einkäufe erledige oder in ein Restaurant gehe, bleibt mein Gepäck in unmittelbarer Nähe. Nachts kann ich den Rucksack im Zelt verstauen. Dies ist mit einem Pilgerwagen leider nicht immer möglich. In Supermärkten, in Restaurants, teilweise auch in Hotels muss ich den Wanderanhänger außerhalb meines Sichtbereiches parken. Da ich ein sehr kleines Zelt nutze, kann ich den Pilgerwagen nachts nicht im Zelt verstauen. Letztlich ist die Diebstahlgefahr größer als bei einer Rucksack-Tour. Dies gilt umso mehr, weil ein Ziehwagen ein ungewöhnlicher Anblick ist und Neugierde weckt.

Zur Reduzierung des Diebstahlrisikos gibt es zahlreiche Möglichkeiten: Zunächst versuche ich, den Pilgerwagen in meiner Nähe zu halten und frage, ob ich ihn mit ins Hotel oder Restaurant nehmen darf. Ist dies nicht möglich frage ich nach einer geschützten Abstellmöglichkeit. Beim Einkaufen bitte ich Passanten, für einige Minuten mein Gepäck im Auge zu behalten. Oft ist ein Fahrrad-Schloss hilfreich, auch wenn dieses nur begrenzten Schutz gegen spontane Diebstähle bietet.

An Pausen-Tagen, wenn ich Zelt und Gepäck am Campingplatz alleine lasse, lege ich den Wanderanhänger  ins Zelt. Wenn ich ihn nachts vor dem Zelt lagern muss, knote ich ein Stück Schnur an den Pilgerwagen, führe diese unter den Zeltboden durch und verbinde sie mit einem anderen Gepäckstück. Ich hoffe, dass mich diese selbstgebastelte Alarmanlage bei einem Diebstahlversuch weckt. Offen gestanden begleiten mich Diebstahlsorgen immer wieder auf meinen Touren. Vielleicht bin ich da aber auch überbesorgt und überschätze das Risiko?

Anreise und Transport

In der Regel reise ich mit dem Auto oder mit Bus und Bahn zu meinen Touren. Und natürlich ist ein Pilgerwagen im Handling dabei etwas aufwändiger als ein Rucksack. Die Nachteile bleiben aber überschaubar.

Der Transport im Auto ist unkompliziert: Wenn ich die Deichselstangen auf die kürzeste Einstellung stelle, passt der Pilgerwagen bei umgelegter Rückbank problemlos in meinen Kleinwagen. Steht weniger Platz zur Verfügung, lassen sich die Deichselstangen ohne Werkzeug demontieren. Die Räder sind mit sogenannten „Steckachsen“ befestigt und können, mit einem einfach Knopfdruck, entfernt werden. Auch in Bussen sind Ein- und Ausstieg keine Herausforderung und – sofern ich nicht gerade in der Rush-Hour unterwegs bin – findet sich auch leicht ein Abstellplatz.

Bei Bahnreisen sind die Nachteile größer: Je nach Bahnhof kann schon der Weg zum Gleis fordernd sein, wenn Rampen, Rolltreppen und Fahrstühle fehlen und ich Treppen überwinden muss. Das Ein- und Aussteigen ist unkompliziert, schwieriger dagegen der oft enge Weg durch den Zug zum Sitzplatz. Dies gilt vor allem dann, wenn der Zug voll ist. Am Sitzplatz angekommen, stellt sich die nächste Frage: Wo lasse ich den Wanderanhänger? Er passt weder ins Gepäckfach, noch in den Fußbereich vor dem eigenen Sitz noch in den Gang. Oft bleibt nur, die Abstellflächen zu nutzen, die man am Ende oder zwischen den Waggons findet, dort kann man den Pilgerwagen aber nicht immer vom Sitzplatz aus im Blick behalten. Sofern nicht überbucht, findet man im „Fahrradwagen“ am ehesten einen Abstellplatz, aber auch dort nicht immer einen Sitzplatz in Blicknähe.

Fazit

Für mich überwiegen die Vorteile, aber die Nutzung eines Pilgerwagens ist auch mit Nachteilen verbunden. Du siehst weitere Pilgerwagen-Nachteile? Hast weitere Ideen zur Reduzierung der geschilderten Nachteile? Dann freue ich mich auf deinen Kommentar.