Bei meinen Recherchen wurde mir schnell klar:

  • Den einen Pilgerwagen, der in jeder Situation besser ist als alle anderen, gibt es nicht!
  • Jeder Pilgerwagen hat seine Vorteile, aber auch seine Nachteile. Welche Vorteile besonders wichtig sind, welche Nachteile besonders störend, hängt vom Einsatzgebiet und den damit verbundenen Anforderungen ab. Es gilt, den Pilgerwagen zu finden, der dafür einen guten Kompromiss bietet.

Einsatzbereich

Deshalb habe ich mir zunächst überlegt, wie ich den Pilgerwagen einsetzen möchte, daraus dann Anforderungen abgeleitet. Dieses Vorgehen kannst als Ausgangspunkt für deine eigenen Überlegungen nutzen:

  • Art der Fortbewegung: Ich möchte den Pilgerwagen sowohl auf Wanderungen als auch auf Lauftouren nutzen. Einen Einsatz als Fahrradanhänger plane ich nicht.
  • Tourendauer: In den letzten Jahren lag die Dauer meiner Touren zwischen einem Tag und drei Wochen. Ich habe dem Traum, irgendwann auch mal mehrere Monate am Stück unterwegs zu sein.
  • Reiseorte, Gelände und Wetter: Auch künftig werde ich überwiegend in Deutschland, teilweise auch im europäischen Ausland unterwegs sein. Ich bevorzuge Touren in nicht allzu schwierigem Gelände. Also eher Mittelgebirge als Alpen, eher Premium-Wanderwege und einfache Single-Trails als Wüstenlandschaften und Klettersteige. Ich bin ganzjährig unterwegs, bei Schnee und Eis wird der Pilgerwagen aber in der Garage bleiben.
  • Gepäck (Volumen und Gewicht): Ich toure entweder allein oder mit meiner Frau, der Pilgerwagen sollte nicht nur mein, sondern ggf. auch ihr Gepäck – oder wenigstens Teile davon – transportieren können. Wir sind keine Ultralight-Freaks, achten aber doch sehr auf geringes Gewicht/ Volumen unseres Gepäcks. So liegt unser Rucksackgewicht inkl. Proviant, Wasser und Brennstoff zwischen 6 und 15 kg, das Volumen zwischen 20 und 60 Litern pro Person.
  • Anreise: Zu meinen Touren reise ich meistens mit der Bahn oder mit dem Auto an.

Anforderungen

Aus diesen Überlegungen zu den Einsatzbereichen habe ich dann Anforderungen an den Pilgerwagen abgeleitet:

Kaufen oder selbst bauen?

Für einen neuen Pilgerwagen zahlt man mindestens einige hundert Euro, Premium-Modelle überschreiten die tausend Euro-Grenze. Ohne in Frage zu stellen, dass solche in Kleinserien gefertigten Produkte einen entsprechenden Preis haben müssen, schrecken diese Preise doch viele Interessenten ab. Schließlich ist ein Pilgerwagen kein Alltagsprodukt, er wird nur sporadisch genutzt.

Im Internet finden sich zahlreiche Postings, in denen Nutzer ankündigen, sich einfach selbst einen Pilgerwagen zu bauen. In einigen Quellen bekennen die Wagenbauer später, dass die benötigten Teile gar nicht so einfach und kostengünstig zu beschaffen sind. Dass der Bau doch nicht so einfach ist wie gedacht oder der fertige Pilgerwagen nicht so gut funktioniert wie erhofft. Einige wenige Pioniere des Pilgerwagenselbstbaus bringen aber letztlich beeindruckende Lösungen auf die Wanderwege: Nach mehreren Updates oder gar vollständigen Neuaufbauten entstehen Lösungen, die sich bei Touren bewähren. Einige dieser Eigenbauten wurden schon auf extremen Expeditionen eingesetzt, können z. B. Gewichte bis 70 kg transportieren.

Ich sehe die Vorteile eines auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnittenen Eigenbaus, traue ihn mir aber aufgrund meines begrenzten handwerklichen Geschicks nicht zu. Meine Anforderungen sind auch nicht so hoch, dass sich für mich eine Einzel-Anfertigung lohnen würde, die speziell auf meine Bedürfnisse zugeschnitten ist. So entschied ich mich gegen den Selbstbau, gegen eine Maßanfertigung und für den Kauf eines Kleinserien-Produkts.

Schieben oder Ziehen?

Es gibt Berichte von Wanderern und Läufern, die auf Ihren Touren umgebaute Kinderwagen vor sich herschieben und damit gute Erfahrungen machen. Das kann ich mir für mich aber nicht vorstellen: Ich möchte die Hände frei haben und insbesondere beim Laufen die Arme frei schwingen lassen. Deshalb soll es für mich ein Pilgerwagen sein, der gezogen wird. Dieser soll Deichselstangen haben, mit denen ich den Wagen in schwierigem Gelände dirigieren kann. Über weite Distanzen möchte ich den Pilgerwagen über ein einfaches Zuggeschirr mit meinem Körper verbinden und ziehen.

Ein oder zwei Räder?

Aus Erfahrungsberichten anderer Pilgerwagennutzer habe ich gelernt, dass einrädrige Lösungen Vorteile auf technisch schwierigen und schmalen Wegen bieten. Zweirädrige Pilgerwagen sind dafür laufruhiger, insbesondere bei höherem Tempo oder höherer Beladung. Da ich auch im Lauftempo unterwegs sein will, habe ich mich für zwei Räder entschieden. Da ich einfaches bis mittelschwieriges Gelände bevorzuge, sollten die zwei Räder kein allzu großer Nachteil sein.

Bremsen

In den von mir gesichteten Quellen finden sich zum Thema „Bremsen“ höchst unterschiedliche Einschätzungen: Manche sagen, dass sie fehlende Bremsen nicht vermissen oder sogar vorhandene Bremsen abmontiert haben, weil sie diese als störend empfinden. Andere betonen die Bedeutung von Bremsen bei Abstiegen und beim Überfahren von Hindernissen. Im Extremfall werden hydraulische Scheibenbremsen aus dem Radsport für mehrere hundert Euro verbaut. Ich habe entschieden, dass mein erster Pilgerwagen über ein solides bis gutes Bremssystem verfügen soll.

Robustheit und Gewicht

Geringes Gewicht meiner Outdoor-Ausrüstung hat sich für mich als wichtig erwiesen: Ich bleibe beweglicher, kann im Bedarfsfall meine Ausrüstung länger tragen und ermüde nicht so schnell. Allzu schwer soll auch mein Pilgerwagen nicht sein. Ich gehe davon aus, ihn häufig, in der Regel aber nur über kurze Distanzen tragen zu müssen. So z. B. bei Anreise mit der Bahn oder auf schwierigen Pfaden. Auf der anderen Seite werde ich bei längeren Touren oder wenn ich Gepäck meiner Frau mittransportiere, ein höheres Gepäckgewicht bewegen müssen. Dies muss der Pilgerwagen verkraften! Auch dann, wenn ich nicht wandernd, sondern laufend unterwegs bin. Letztlich soll mein Pilgerwagen einen guten Kompromiss aus Robustheit und Gewicht bieten.

Bewährtheit

Mir war es wichtig, dass der Pilgerwagen meiner Wahl sich bereits bei anderen Nutzern mit ähnlichen Einsatzbereichen bewährt hat. Im Internet findet man einige wenige Berichte über mehrwöchige oder mehrmonatige Wander- oder Laufreisen mit Pilgerwagen. Diese habe ich gelesen und bei meiner Entscheidung berücksichtigt.

Umrüstbarkeit zum Fahrradanhänger

Die Möglichkeit, den Pilgerwagen auch als Fahrradanhänger zu nutzen, erweitert die Nutzungsmöglichkeiten erheblich. Für mich spielt dies aber keine Rolle.

Fazit

Auf Basis dieser Überlegungen zu Einsatzbereichen und Anforderungen habe ich letztlich meine Kaufentscheidung getroffen. Wenn du dir einen Pilgerwagen zulegen möchtest, solltest du dir mindestens zu den oben genannten Aspekten Gedanken machen. Falls dir weitere Punkte einfallen, die berücksichtigt werden sollten, freue ich mich auf deinen Kommentar.