Auf dieser Seite sammle ich die Vorteile, die ein Pilgerwagen meiner Einschätzung nach im Vergleich zum Rucksack bietet.
Körperliche Beeinträchtigungen ausgleichen
Körperliche Beeinträchtigungen verhindern, dass du das Gepäck einer mehrtägigen oder noch längeren Wanderreise selbst tragen kannst? Egal ob deine Beschwerden den Rücken, die Hüfte, die Knie oder die Füße betreffen: Ein Pilgerwagen ermöglicht es dir, wieder kostengünstig und selbstbestimmt zu wandern. Du musst nicht mehr auf teure und wenig flexible „Wanderungen mit Gepäck-Transport“ zurückgreifen.
Mehr Komfort
Sicher hast du auch schon erfahren, dass das Rucksackgewicht auf mehrtägigen Wanderungen früher oder später zur Belastung wird. Um diese zu begrenzen, schränke ich mich bei der Befüllung des Rucksacks massiv ein. So nehme ich nur das Allernötigste an Outdoor-Ausrüstung, Kleidung, Hygieneartikeln, Proviant und Trinkwasser mit. Zudem setze ich auf (ultra)leichte Lösungen für Rucksack, Zelt, Schlafsack, Isomatte und ähnliche Produkte. Leider sind solche Produkte oft teuer und bieten nur wenig Komfort: Meine Isomatte ist sehr schmal, mein Zelt sehr klein.
Wenn ich mit dem Pilgerwagen unterwegs bin, spielt das Gepäckgewicht eine deutlich geringere Rolle. Ich kann daher meine Ausrüstung umfangreicher und komfortabler zusammenstellen.
Unabhängigkeit von Versorgungsmöglichkeiten
Da ich im Pilgerwagen erheblich mehr Proviant und Trinkwasser mitnehmen kann, muss ich meine Vorräte deutlich seltener in Ortschaften aufstocken. Dies macht mich autarker und ist insbesondere an heißen Tagen mit großem Trinkwasserbedarf ein großer Vorteil.
Längere Touren im Lauftempo
Ich gehe nicht nur wandern, sondern bin auch im Lauftempo unterwegs. Meine bisherigen mehrtägigen Läufe mit Outdoor-Übernachtungen haben mir gezeigt, dass im Laufschritt das Rucksack-Gewicht belastender ist als im Wandertempo. Hier kann ich nur mit minimalem Gepäck reisen. Sogenannte „self-supported Läufe“ über mehrere Tage sind deshalb nur mit erheblichen Einschränkungen möglich.
Bei mehrtägigen Läufen ohne Ziehwagen habe ich statt eines Zelts nur einen Biwak-Sack oder ein Tarp nutzen können. An heißen Tagen ist mir wiederholt das Trinkwasser ausgegangen. Auf Wechselkleidung und Hygieneartikel musste ich weitgehend verzichten. Auch wenn ich Herausforderungen durchaus schätze, möchte ich so entbehrungsreich nur wenige Tage unterwegs sein. Hier erweitert ein Wanderanhänger die Möglichkeiten für Reisedauer, Reisedistanz und Übernachtungsvarianten erheblich. Für mich als Läufer ist dies der wichtigste Vorteil, der mich letztlich zum Kauf meines Pelgerwagens bewog.
Unterschiedliche konditionelle Möglichkeiten ausgleichen
Gern wandere ich gemeinsam mit meiner Frau. Dabei müssen wir uns auf ein gemeinsames Wandertempo und auf gemeinsame Wanderdistanzen einigen. Da wir in dieser Hinsicht sehr unterschiedliche Vorlieben und Möglichkeiten haben, fällt es uns trotz bestem Willen nicht immer leicht, einen guten Kompromiss zu finden.
Ein Pilgerwagen ermöglicht es mir, auch das Gepäck meiner Frau ganz oder teilweise zu transportieren. Meine Frau kann dann – vom Rucksackgewicht weitgehend entlastet – schneller und weiter wandern, während mich der Pilgerwagen einbremst und früher erschöpft. Dies reduziert sowohl Über- als auch Unterforderung, sorgt bei uns für eine höhere Zufriedenheit und weniger Konflikte.
Kontaktbrücke zu anderen Menschen
Vielleicht hast du auch schon erfahren, dass ein großer Rucksack eine fast magische Wirkung hat? Er stellt besondere Kontakte zu anderen Menschen her! Typischerweise beginnt das Gespräch mit Fragen wie: „Wo kommst du her?“, „Was ist dein Ziel?“ oder „Übernachtest du im Zelt?“. So kommt man nicht nur leicht in Kontakt, sondern sammelt auch besondere Gesprächserfahrungen.
Dabei erreichen die Gespräche schnell eine gewisse Tiefe, weil Gesprächspartner spontan über eigene Reiseerfahrungen berichten. Oft erzählen sie, welche persönlichen Herausforderungen und Schicksale sie aktuell am Reisen hindern und welche Reise- und Lebensträume sie für die Zukunft haben. Dabei erfahre ich oft auch eine besondere Hilfsbereitschaft, wenn mir Reisetipps, Trinkwasser, ein kaltes Bier, Kaffee und Kuchen, Übernachtungsmöglichkeiten und ähnliche Dinge angeboten werden.
Ein Pilgerwagen ist ein sehr auffälliger Reisebegleiter. Er entfaltet deshalb noch deutlich mehr „Kontaktmagie“ als ein großer Rucksack. Mich erinnern diese Erfahrungen an das TV-Format “Kesslers Expedition“. Der Schauspieler Michael Kessler ist hier mit ungewöhnlichen Transportmitteln unterwegs und kommt mit zahlreichen Menschen in Kontakt. Für mich sind diese besonderen Begegnungen ein wichtiger Teil meiner Reiseerfahrungen. Auch deshalb lohnt sich für mich die Reise mit Wanderanhänger.
Fazit
Ein Pilgerwagen kann auch deinen Wander- oder Lauftouren viele Vorteile und neue Möglichkeiten bieten. Diesen stehen natürlich auch gewisse Nachteile gegenüber. Du siehst weitere Pilgerwagen-Vorteile, die in meiner Aufzählung noch fehlen? Dann freue ich mich auf deine Rückmeldung.
Hi, danke für die Infos! Die meisten zweirädrigen Pilgerwägen kann man mit der Deichsel ja links und rechts am Geschirr/Gürtel fest machen. Einen habe ich gefunden, der nur eine einfache Zugdeichsel hat und hinten zentral am Gürtel befestigt wird. Macht so was aus deiner Sicht Sinn?
Hallo Kai,
bitte entschuldige die etwas späte Antwort, wir waren selbst wieder mit Anhänger auf Tour:-) Bei Lauf-/ Wanderanhängern hat jede Konstruktionsvariante spezielle Vor- und Nachteile, so ist das auch hinsichtlich der Zugdeichseln. Dazu folgende Überlegungen: Wenn du wanderst, bewegt sich der Körper bei jedem Schritt auch immer etwas auf und ab. Diese vertikale Bewegung überträgt sich über den Hüftgurt auf die Deichselstangen, die dadurch in Schwingung geraten und ebenfalls auf und ab pendeln. Wenn du joggst/ läuft ist die vertikale Bewegung etwas stärker, die Schrittfrequenz höher, wodurch sich dieses Pendeln verstärkt. Je nach Dynamik dieser Bewegung können die Deichseln leicht pendeln oder massiv „schlagen“. Ein wenig Pendeln ist unvermeidbar, daran gewöhnt man sich. Man kann aber auch Einfluss auf die Stärke des Pendelns nehmen, z. B. in dem man das Gewicht geschickt verteilt, so dass (bei mir) eine Stützlast von ca. 1,5 kg an den Deichselstangen nach unten wirkt. Auch die Einstellungen am Zuggurt sowie die (je nach Modell) einstellbare Länge der Deichselstangen beeinflussen die Stärke des Pendelns.
Ich habe selbst noch keinen Anhänger mit einer Deichsel testen können, habe aber von Nutzern solcher Anhänger (z. B. „KidRunner“) gehört, dass sie – vor allem beim Joggen – weniger stark pendeln sollen. Die flexibel federnd ausgeführte Deichselstange soll einen Teil der Bewegungen rausnehmen, man sieht aber in Youtube-Videos, dass immer noch einiges an Pendeln auf den Zuggurt wirkt… Zudem bieten die mir bekannten Modelle mit einer Zugdeichsel nur wenig Stauraum und vertragen eher wenig Gewicht. Sie sind auch nur für einfaches Gelände (Radwege, Schotterwege usw.) geeignet: Bei steilen Abstiegen drückt dir die zentrale Deichselstange ins Kreuz, da diese Modelle keine Bremse haben, kannst du den Druck nicht reduzieren, was spätestens in technischem Gelände (schmale Wurzeltrails, Treppen usw.) dann auch gefährlich werden kann. Hier haben Anhänger mit zwei Deichselstangen gleich mehrere Vorteile: Am Ende der Deichselstangen befinden sich (je nach Modell) Zugseile, über die du Scheibenbremsen betätigen kannst (ohne Bremsen würde ich nicht in technische Gelände gehen). Zudem kannst du du mit den Händen an beiden Deichselstangen den Anhänger viel besser durch Engstellen navigieren (Serpentinenpfade usw.). In technischem Gelände fährt man auch häufig mit einem Rad über Hindernisse (Felsen, Wurzeln usw.), hier kann man den Anhänger mit den beiden Stangen stabilisieren und verhindern, dass er umkippt.
Entscheidend ist also dein geplanter Einsatzbereich: Eher joggen als wandern, eher wenig Gepäck, ausschließlich technisch einfache Untergründe, keine steilen Up-/ Downhills? Dann solltest du dir einen Anhänger mit einer Zugdeichsel anschauen. Ansonsten passt ein Anhänger mit zwei Deichselstangen besser.